1.100 Euro im Jahr fürs Leben ohne Auto
1.100 Euro im Jahr fürs Leben ohne Auto
zeit.de: Trotz aller Bemühungen steigt die Zahl der Autos weiter an. Was muss sich ändern? Eine Initiative schlägt vor, die Menschen finanziell zu belohnen, die kein Auto haben.
Autofahren lohnt sich in Deutschland. Die Bundesregierung unterstützt den Kauf eines Wagens immer wieder mit Zuschüssen und das Fahren seit Jahrzehnten mit niedrigen Steuern auf Diesel und Dienstwagen. Eine Berliner Initiative will dieses Muster umdrehen und klimafreundliche Mobilität mit einem neuen Ansatz voranbringen. Aktivisten und Aktivistinnen von Changing Cities und dem Institut für urbane Mobilität fordern eine Freie-Straßen-Prämie, die Menschen dafür belohnt, wenn sie kein Auto besitzen und stattdessen klimafreundliche Angebote nutzen.
Wer keinen Privatwagen besitzt und stattdessen zu Fuß, per Fahrrad, Carsharing oder Bus und Bahn unterwegs ist, soll jedes Jahr 1.100 Euro erhalten. Ein Jahresabo für den gesamten Berliner Nahverkehr kostet rund 1.000 Euro. Langfristig könnten auf diese Weise laut den Berechnungen der Initiative allein in Berlin jährlich rund 60.000 Privatwagen von den Straßen verschwinden. Laut den Berechnungen der Initiatoren könnte die Freie-Straßen-Prämie Berlin rund eine Milliarde Euro kosten. Finanzieren wollen sie sie über die Einnahmen aus dem CO2-Preis.
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„Den Menschen wird damit Lebensraum vor der Haustür zurückgegeben, das ist ein echter Mehrwert“, sagt Stadtplaner und Mitinitiator Tim Lehmann. Das Umweltbundesamt hat für die Stadt von morgen eine Pkw-Dichte in Städten von 150 zugelassenen Autos pro 1.000 Einwohner als Zielmarke berechnet. Momentan sind es bundesweit mit 580 Autos pro 1.000 Einwohner fast viermal so viel, und es werden jedes Jahr mehr.
Verkehrsforscher Andreas Knie findet die Idee der Initiative gut. „In Großstädten wie Berlin, Hamburg oder München kann die Freie-Straßen-Prämie gut funktionieren“, sagt Knie, Leiter der Forschungsgruppe Digitale Mobilität am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. Rund 1,2 Millionen Kraftfahrzeuge sind zurzeit in der Hauptstadt gemeldet. Knie geht davon aus, dass etwa die Hälfte der Halterinnen und Halter auf ihren Wagen im Alltag verzichten kann. Ein finanzieller Anreiz bringe viele Menschen überhaupt erst dazu, ihren Autobesitz zu überdenken… weiterlesen