50 Jahre „Grenzen des Wachstums“

50 Jahre „Grenzen des Wachstums“
Foto: Pixabay CC/PublicDomain

50 Jahre „Grenzen des Wachstums“

Sie können – anscheinend – nicht anders: Obwohl überall die Folgen unseres noch immer keinesfalls nachhaltigen Wirtschaftens sichtbar zutage treten, obwohl wir damit das Klima des Planeten ruinieren, seine Reichtümer ausbeuten, die Arten zugrunde richten und sogar unsere eigene Gesundheit als Menschen riskieren – wir Halten fest am Wachstumsfetisch. Seit genau 50 Jahren müsste dabei allen bekannt sein, dass dies geradewegs in den Abgrund führt.

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Schon 1972 publizierten Donella und Dennis Maedows am MIT in den USA ihren Bericht an den Club of Rome. Die „Grenzen des Wachstums“, so ihr Buchtitel seinerzeit, wurden zur Gründungsfibel der Umweltbewegung. Der Inhalt bot Stoff für zahl- und endlose Debatten – und bleibt bis dato doch ohne Einfluss auf die Menschen: Die setzen auf das „Weiter-so!“.

Wachstum führt ins Abseits

Sie riskieren, dass sie die Basis für das Leben auf der Erde in immer schnellerem Tempo gefährden, wenn und weil sie am Dogma des Wachstum als Heilsbringer noch immer festhalten. Dieser Weg führt ins Abseits, das belegen Autoren wie Jason Hickel eindrucksvoll. Er zeigt in seinem ebenfalls neuen Werk „Weniger ist mehr“, warum der „Kapitalismus den Planeten zerstört und wir ohne Wachstum glücklicher sind“. Anschaulich versteht es Hickel, Wirtschaftstheorie verständlich auch für Laien begreifbar zu machen. Er räumt mit dem Glaubenssatz auf, dass Wachstum um seiner selbst Willen, die Quelle für ein stetig sich verbesserndes Leben bilde und erklärt, warum genau das Gegenteil der Fall ist. Er belegt mit Beispielen, dass der Kapitalismus zu sozialer Ungleichheit und massiver Umweltlast führt und plädiert für ein anderes Wirtschaften: das unsere Lebensgrundlagen bewahren hilft.

Maß halten als Zukunftsaufgabe

Der Journalist Franz Alt und der Wissenschaftler Ernst-Ulrich von Weizsäcker ziehen in ihrem neuen Buch „Der Planet ist geplündert“ das Fazit dieses Versagens. Sie stellen dennoch zugleich die Frage, nach dem, „was wir jetzt tun müssen“? Und beantworten sie mit ihrerVision der Welt von 2072 – dann hundert Jahre nach der Erstveröffentlichung des Berichts an den Club of Rome, der uns versuchte die Grenzen des Wachstums zu zeigen und uns mahnte, Maß zu halten – bis heute vergelbich.

Bleibt zu hoffen, dass Alt und von Weizsäcker nun endlich mit ihrem Buch gelingen wird, was dem Original vor 50 Jahren versagt blieb: uns wach zu rütteln und die Umkehr einzuleiten.

Gerd Pfitzenmaier

Franz Alt, Ernst-Ulrich von Weizsäcker
Der Planet ist geplündert
Was wir jetzt tun müssen
Hirzel Verlag, Stuttgart 2022
208 Seiten
22 €

Jason Hickel
Weniger ist mehr
Warum der Kapitalismus
den Planeten zerstört
und wir ohne Wachstum
glücklicher sind
Oekom Verlag, München 2022
348 Seiten
24 €


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