Artenschutzabkommen light

Artenschutzabkommen light
Nashorn bei einer Artenschutz-Umsiedlungsaktion des WWF Archiv-Foto: Michael Raimondo/WWF

Artenschutzabkommen light

Die Ansprüche sind bescheiden geworden: Neben den Verhandlerinnen und Verhandlern in Montreal, die sich zwei Wochen lang mühten ein weltweit akzeptables Abkommen zum Schutz der Arten auf dem Planeten zu finden, lobten am Ende sogar – was verblüfft – einige Umwelt- und Artenschschutzverbände das Ergebnis der COP 15-Gespräche. Manche Berichterstatter gar schwärmten, die Vereinbarung sei „einmalig“. Seine Verabschiedung gilt EU-Chefin Ursula von der Leyen als „historisches Ereignis“.

Solche Worte hörten wir auf einer ähnlich wichtigen Zusammenkunft zuletzt beim Klimagipfel der UNO 2015 in Paris.

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Allein: Ähnlich wie auch damals sind es zunächst bloß Worte. Ihnen folgte auch beim Klimaschutz erst einmal lange Jahre nichts – außer manch weiterer wohlfeilen Absichtserklärung. So wird es vermutlich auch jetzt wieder sein. Sehr schade: Die Menschheit hat die Chance vertan!

In Kanada hätte sie eine der letzten und nun wohl erst einmal auf die lange Bank verschobenen Möglichkeiten gehabt, tatsächlich die Weichen richtig zu stellen. Das Ziel war klar. 30 Prozent der Fläche des Globus (zu Land und auf den Ozeanen) unter Schutz zu stellen und damit vor der Ausbeutung durch uns Menschen zu schützen. Formal scheint dies gelungen. Wieder aber versäumten es die Diplomaten, den Weg zu skizzieren, wie die Ziele Wirklichkeit werden.

Das scherzt umso mehr, als wir unsere Hausaufgaben alle nicht gemacht haben. Derzeit genießen gerade mal 17 Prozent der Land- und 10 Prozent der Meeresflächen der Erde einen Schutzstatus. Mit nur 15 Prozent der Landesfläche landet Deutschland im Europavergleich gerade einmal auf dem16. Platz – gemeinsam mit Österreich und den Niederlanden. Spitzenreiter ist mit 38 Prozent Slowenien.

Besser als befürchtet

Auch nach Montreal fehlt es an Geld für die Umsetzung des Be- und Versprochenen. Trotz Einigung zum Schluss der COP 15 mangelt es an wirksamer Überwachung des Erreichten und es hapert an möglichen Sanktionen, wenn ein Staat seine Verpflichtung zum Schutz der Natur und der Arten missachtet. Der WWF-Österreich bringt’s auf den Punkt: „Im Abkommen findet sich leider keine Formulierung, dass bei ungenügenden Fortschritten die Anstrengungen der Länder erhöht werden müssen.“

Genau das aber wäre nötig gewesen. Daher ist der COP-Abschluss zwar immerhin besser als befürchtet – nämlich nichts. Er ist aber diplomatisch verwässert und kann allenfalls – wie beim Klimaschutz – den Auftakt markieren für den nun wohl folgenden zähen Verhandlungsmarathon, bei dem der Ausgleich der vielfältigen Interessen erst mühselig erarbewitet werden muss.

Das wird anstrengend. Packen wir es trotzdem an. Denn uns bleibt keine andere Wahl.

Gerd Pfitzenmaier

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