Brasilianischer Regenwald 2050: Frösche oder Immobilien?

Brasilianischer Regenwald 2050: Frösche oder Immobilien?
Durch die Abholzung der Wälder und den Bau neuer Straßen haben auch anpassungsfähige Kröten, wie Rhinella icterica, immer schlechteren Zugang zu Wasser, das sie für ihre Fortpflanzung benötigen. Foto: Paula Ribeiro Anunciação

Brasilianischer Regenwald 2050: Frösche oder Immobilien?

Globale Erwärmung und wirtschaftliche Interessen gefährden die Amphibienvielfalt im brasilianischen Regenwald

Wissenschaftler des Senckenberg-Forschungsinstituts haben zusammen mit einem brasilianisch-deutschen Team die Auswirkungen des Klimawandels auf Amphibien in der „Mata Atlântica“ erforscht. Dieser Regenwald an der Ostküste Südamerikas beherbergt über 50 Prozent der in Brasilien vorkommenden Amphibienarten und zählt zu den am stärksten bedrohten tropischen Waldgebieten. Die im Fachjournal „Perspectives in Ecology and Conservation“ veröffentlichte Studie zeigt, dass selbst moderate Klimaveränderungen die zukünftige Amphibienvielfalt erheblich beeinflussen – zusätzlich bedroht durch wirtschaftliche Interessen.

Der Atlantische Regenwald steht aufgrund einer beispiellosen Entwaldung und Degradierung unter massivem Druck. Obwohl dieses Ökosystem einst 150 Millionen Hektar umfasste, sind heute nur noch 12 bis 16 Prozent erhalten, was zudem stark fragmentiert ist. Dieser Lebensraum beherbergt jedoch fast 20 Prozent aller bekannten südamerikanischen und über 50 Prozent der in Brasilien vorkommenden Amphibienarten.

Brasilien Amphibien
Wird es den Kolbenfinger-Laubfrosch (Boana faber) 2070 noch in der „Mata Atlântica“ geben? Foto: Paula Ribeiro Anunciação

Die Forscher untersuchten verschiedene Klimaszenarien bis 2050 und 2070 und stellten fest, dass dies zu einem signifikanten Rückgang der Amphibienvielfalt führen wird. Sowohl Arten des geschlossenen Waldes als auch solche des Offenlandes sind betroffen.

„Für beide Szenarien und Zeiträume sehen wir zukünftig einen signifikanten Rückgang sowohl der taxonomischen als auch der funktionalen Amphibienvielfalt – das heißt wir werden nicht nur einzelne Arten unwiederbringlich verlieren, sondern auch das gesamte Ökosystem wird sich verändern“, so Ernst. Laut den Modellergebnissen sind hiervon sowohl Arten betroffen, die sich in geschlossenen Wäldern wohlfühlen, als auch Tiere, die Offenland bevorzugen.

Lesen Sie auch:

Besonders bedenklich ist, dass die letzten verbleibenden Regionen mit hoher Amphibienvielfalt aufgrund ihrer Nähe zu städtischen und industriellen Standorten in Brasilien im Fokus von Immobilienspekulationen stehen. Die Forscher warnen davor, sich allein auf Biodiversitätsrefugien zu verlassen und betonen die Notwendigkeit, den Klimawandel nachhaltig zu bekämpfen, um das einzigartige Ökosystem und die Amphibienvielfalt der „Mata Atlântica“ zu bewahren. (Quelle: Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung)

Studie „Climate-driven loss of taxonomic and functional richness in Brazilian Atlantic Forest anurans


Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ist eine Einrichtung der Leibniz-Gemeinschaft und erforscht seit über 200 Jahren weltweit das „System Erde“ – in der Vergangenheit, der Gegenwart und mit Prognosen für die Zukunft. Wir betreiben integrative „Geobiodiversitätsforschung“ mit dem Ziel die Natur mit ihrer unendlichen Vielfalt zu verstehen, um sie als Lebensgrundlage für zukünftige Generationen zu erhalten und nachhaltig zu nutzen. Zudem vermittelt Senckenberg Forschungsergebnisse auf vielfältige Art und Weise, vor allem in den drei Naturmuseen in Frankfurt, Görlitz und Dresden. Die Senckenberg Naturmuseen sind Orte des Lernens und Staunens und sie dienen als offene Plattformen dem demokratischen Dialog – inklusiv, partizipativ und international. Mehr Informationen unter www.senckenberg.de.

hjo

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.