China hängt Welt bei der Windkraft ab
China hängt Welt bei der Windkraft ab
wiwo.de: China baut nicht nur die größten Windparks der Welt – sondern auch mit Abstand die billigsten, wie ein neuer Rekord zeigt. Dominiert das Land nach der Solarindustrie nun auch den Weltmarkt für Windstrom?
Die Wüste Gobi war bisher allenfalls für ihre Temperaturextreme bekannt. Doch nun kommt aus Asiens größter Einöde ein ganz anderer Weltrekord: Ein neuer Windpark dort soll zu Preisen von nur noch 0,28 Dollar pro Watt Leistung gebaut werden, wie die Zeitung „South China Morning Post“ berichtet. In den USA dagegen liegen die Installationspreise für neue Windkraftanlagen bei 1,50 Dollar pro Watt, wie aus Zahlen des US-Energieministeriums hervorgeht.
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Windparks, fünf mal billiger als in den USA: Die WirtschaftsWoche konnte bis Redaktionsschluss die chinesischen Ausschreibungsunterlagen zwar nicht selbst sichten. Doch schon frühere Berichte zeigen, dass allein die Windräder selbst in China halb so teuer produziert werden können als etwa in der EU, von den restlichen Kosten für Windparks wie Bauland und Finanzierung einmal abgesehen.
Sollte der jüngste Bericht zutreffen, dann baut China seine Position als Preisführer in der Windkraft noch weiter aus. In jüngster Zeit sollen die Baukosten für neue Windparks in China um 45 Prozent gesunken sein, heißt es in der „South China Morning Post“. Gründe dafür: Technischer Fortschritt – und Skaleneffekte durch Massenproduktion. Westliche Hersteller weisen obendrein auf hohe Subventionen hin, die Chinas Regierung der Branche spendiere.
Erst hat China sich zum führenden Standort für Solarenergie entwickelt, inzwischen ist das Land auch Weltspitze in der Windenergie – und weitet seinen Vorsprung aus. Nirgends werden so viele Windräder produziert wie in China, nirgends so viele installiert. Windräder aus China sind nicht nur billiger als die Konkurrenz, sondern mitunter auch größer und leistungsstärker.
Wie groß der Vorsprung geworden ist, zeigen Zahlen aus einem Report des Marktforschers Bloomberg New Energy Finance (BNEF), der am Mittwoch veröffentlicht wurde: Sechs der zehn größten Windradhersteller weltweit kommen aus China, darunter Goldwind (Platz 1), Envision (Platz 2) und Windey (Platz 4).
Ein Hersteller installiert mehr Windräder als die EU
Allein Goldwind installierte im Jahr 2023 rund 16,4 Gigawatt an Windkraftwerken – mehr als in der gesamten EU an Windkraft zugebaut worden ist (15,3 Gigawatt). 95 Prozent der Goldwind-Anlagen errichtete der Konzern auf heimischem Boden. Wie auch die anderen chinesischen Hersteller profitierte Goldwind von einem massiven Windkraft-Boom in China.
Insgesamt gingen dort 77 Gigawatt Windleistung ans Netz – das macht zwei Drittel der Installationen weltweit. Gleichzeitig baut China laut einer Meldung der Nachrichtenagentur Reuters aktuell rund 136 Gigawatt an neuen Kohlekraftwerken auf und arbeitet laut dem World Nuclear Industry Status Report an 23 Kernreaktoren mit 24,5 Gigawatt Leistung.
Das Land hat gewaltige Pläne für den Ausbau der Erneuerbaren Energien: Bis zum Jahr 2030 wollte China mindestens 1200 Gigawatt an Solar- und Windkraft in Betrieb haben. Das wird das Land nun schon im Laufe des Jahres erreichen, erwartet der Branchenverband China Electricity Council. Zum Vergleich: Weltweit waren im Jahr 2022 rund 2100 Gigawatt Solar- und Windanlagen installiert. Die Wüste Gobi, Ort des jüngsten Preisrekords, soll allein Kraftwerke mit 450 Gigawatt Leistung beherbergen… weiterlesen