Corona: Auswirkungen auf die CO2 Bilanz

Corona: Auswirkungen auf die CO2 Bilanz
Foto: Pixabay CC/PublicDomain/tigertravel

Corona: Auswirkungen auf die CO2 Bilanz der Reisebranche

Die Corona-Krise hält Europa in Atem. Betriebe stehen still, die Reiseindustrie ist praktisch zum Erliegen gekommen. Seit sich Meldungen von hunderten Erkrankten auf Kreuzfahrschiffen häufen, stoppte die Branche Mitte März nahezu alle Reisen. Luftfahrtunternehmen streichen Flüge – allein die Lufthansa stellt 80 Prozent ihrer Kurz- und 90 Prozent ihrer Langstrecken-Verbindungen ein.

Auch die Wirtschaft strauchelt: Mit Wirkung zum 20. März legt VW europaweit nahezu alle Werke vorübergehend still. All das hat Auswirkungen auf den weltweiten CO2-Ausstoß. Kann Corona das Klima retten?

Der CO2-Ausstoß der Kreuzfahrtbranche: unter Deutschlands Spitzenreitern

Klimawissenschaftler gehen von einem jährlichen CO2-Ausstoß pro Person von rund 2,3 Tonnen aus. Bereits eine neuntägige Hochseekreuzfahrt verbraucht jedoch das Budget eines ganzen Jahres.

Es ist vor diesem Hintergrund wenig überraschend, dass die Kreuzfahrtbranche mit zu den Industrien in Deutschland zählt, die den stärksten Anstieg des CO2-Ausstoßes zu verzeichnen hat. Im Jahr 2018 lagen die Gesamtemissionen bei 748.713 Tonnen CO2. Das entspricht circa 62.000 Tonnen pro Monat.

Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Plus von 4,57 Prozent – und das trotz der Verpflichtung der Industrie, den Ausstoß zu senken.

Schiffe bleiben im Hafen: Corona und die Kreuzfahrtbranche

In den letzten Februarwochen häuften sich die Meldungen: Auf immer mehr Kreuzfahrtschiffen infizierten sich Passagiere und Crews mit dem Coronavirus. Die Häfen stoppten die Einreise, es dauerte zum Teil Tage, bis die Menschen von Bord konnten.

Bis die Grand Princess des US-amerikanischen Kreuzfahrtriesen Princess Cruise in Oakland anlegen durfte, verzeichnete sie 21 Fälle. Auf einem Schiff des japanischen Kreuzfahrtanbieters Luminous Cruise steckten sich 700 von rund 3.500 Passagieren an. Zu den Problemen angesichts drohender Ansteckung kommt, dass zahlreiche Länder der Erde im März strenge Einreisebeschränkungen durchgesetzt haben. Auch Häfen bleiben folglich geschlossen.

Die Folgen: Unter anderem setzt der größte deutsche Kreuzfahrtanbieter AIDA Kreuzfahrten zunächst bis Anfang April aus. Weltweit bleiben mindestens 270 Schiffe im Hafen. Die gesamte Branche stoppte praktisch sämtliche Aktivitäten. Die Reederei Luminous Cruise hat aufgrund immenser Verluste mittlerweile Insolvenz angemeldet.

CO2-Einsparungen durch die Corona-Krise: ein Forecast

Eine Analyse zum Buchungsrückgang der Kreuzfahrtindustrie, von zizoo.com einer Plattform für Charterboot-Reisen, rechnet vor, welche Auswirkungen der zeitweise Zusammenbruch der Kreuzfahrtindustrie für das Klima haben kann. Sie geht von einem angenommenen Rückgang der CO2-Emissionen von rund 40 Prozent zwischen Mitte Februar und Mitte März 2020 aus – allein aufgrund des Zusammenbruchs der Kreuzfahrtindustrie. Das entspricht rund 24.000 Tonnen CO2.

Es ist davon auszugehen, dass sich der Stillstand in den kommenden 6 Wochen fortsetzt. Dementsprechend ließe sich eine insgesamte Einsparung von 117.000 Tonnen Co2 bis Ende April 2020 verzeichnen.

CO2-Einsparungen international

Ein Blick nach China zeigt ähnliche Zahlen: Im Februar 2020 gingen die Treibhausgasemissionen des Landes, das den größten Anteil an der Klimakrise hat, um 25 Prozent zurück. So berichtet etwa das finnische Centre for Research on Energy and Clean Air. Die Internationale Energieagentur geht darüber hinaus von einer sinkenden Nachfrage nach Erdöl aus – um bis zu 0,7 Prozent könnte sie schrumpfen.

Hält der Effekt an? Erfahrungen aus der Wirtschaftskrise 2008 lassen vermuten, dass die Antwort „nein“ lautet. Schon seinerzeit sanken die Treibhausgasemissionen vorübergehend, wenn auch weltweit „nur“ um 1,4 Prozent oder knapp 450 Millionen Tonnen. Mit Erholung der Wirtschaft stiegen sie wieder an.

Doch es gibt Hoffnung: Die Friday-for-Future-Bewegung hatte ihren Höhepunkt, als der Coronavirus die Nachrichtenlage übernahm – und sie ist nicht vergessen. Ein Whitepaper von YouGov zeigt, dass vor allem die Generationen Y und Z und damit die Jahrgänge 1980 bis 2012 zunehmend Wert auf ein umweltfreundliches Reiseverhalten legen. zizoo.com verzeichnet vor dem Hintergrund der Corona-Krise eine Tendenz weg von großen Kreuzfahrten hin zu kleineren Charterbooten – und diese weisen eine weitaus geringere CO2-Bilanz auf.

Lukas Nekher

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