Darum schwächeln Wind- und Solarstrom-Firmen
Darum schwächeln Wind- und Solarstrom-Firmen
tagesschau.de: Hersteller von Solar- oder Windkraftanlagen müssten gerade einen Schub erleben. Doch die Geschäftszahlen sehen teils ganz anders aus. Experten begründen das auch mit hausgemachten Problemen.
Die Hersteller von Anlagen zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien müssten gerade mehr als ausgelastet sein. Der Krieg in der Ukraine hat allzu deutlich vor Augen geführt, wie abhängig Europa von Öl- und Gaslieferungen aus Russland sind. Der Klimawandel ist nicht mehr zu übersehen, fossile Rohstoffe sind endlich. Daher gilt es, neue Wege einzuschlagen, um die Energieversorgung sicherzustellen – und das möglichst schnell.
Dazu will nicht so recht passen, dass Windkraftanlagen-Hersteller wie Nordex oder Siemens Gamesa tiefrote Zahlen schreiben. Vestas musste seine Geschäftsprognosen bereits mehrmals nach unten korrigieren und in der Solarbranche sieht es nicht viel besser aus. Beim Solartechnik-Konzern SMA Solar sanken im ersten Quartal Gewinn und Umsatz, wenngleich die Orderbücher voll sind.
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Interesse bei vielen Verbrauchern
Am Interesse, in Zukunft mehr auf erneuerbare Energien zu setzen, liegen die Schwierigkeiten der Unternehmen zumindest nicht. Wenn es nach dem Willen der EU-Kommission geht, dann werden bereits ab dem kommenden Jahr Gebäude großflächig mit Solardächern ausgestattet. Bürger sollen finanzielle Anreize bekommen, sich Solarzellen auf das Dach zu montieren oder Wärmepumpen im eigenen Haus einzubauen. Und wenn man sich umhört, haben viele Verbraucher Interesse daran, in diesen Bereich zu investieren.
Soweit die Theorie. In der Praxis laufe es noch nicht rund, meint Henrik Pontzen, Leiter des Bereichs Nachhaltigkeit bei Union Investment: „Wenn wir hier mal den Markt in Deutschland anschauen: Jeder, der in den letzten Monaten beschlossen hat, eine Photovoltaik-Anlage aufs Dach zu setzen, der hat vor allen Dingen eines gelernt: nämlich viel Geduld, bis der nächste Handwerker verfügbar ist und das Material angebracht und geliefert werden kann.“
Harter Preiskampf in der Branche
Die Windkraftanlagen-Herstellern haben mit vielen hausgemachten Problemen zu kämpfen. Jahrelang herrschte ein harter Preiskampf in der Branche. Die Umstellung von festen staatlichen Vergütungen hin zu freien Ausschreibungen hat viele Turbinenhersteller dazu verleitet, sich bei den Preisen gegenseitig zu unterbieten – ein ruinöser Wettbewerb.
Altverträge seien ein großes Problem, sagt Experte Pontzen. „Stahlpreise, Aluminiumpreise – all das, was man zum Bau eines Windrads braucht, ist in den letzten zwei Jahren doch deutlich teurer geworden. Und wer auf Altverträgen sitzt, bei dem fressen diese Preissteigerungen die Marge auf.“
Erschwerend kommt noch hinzu, dass zumindest in Deutschland der erhoffte Boom ausblieb. Neue Anlagen wurden kaum noch gebaut, auch weil es in der Bevölkerung immer wieder erhebliche Widerstände gab… weiterlesen