Deutschland trocknet langsam aus
Deutschland trocknet langsam aus
Tagesschau: Manches sieht man von oben besser. Jay Famiglietti, der Direktor des Global Institute for Water Security an der Universität im kanadischen Saskatoon, wertet im Auftrag der NASA und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt Daten der Grace-Satelliten aus. Und seine Ergebnisse – das hört man – machen ihn selbst betroffen. „Im Klartext: Deutschland hat in 20 Jahren Wasser im Umfang des Bodensees verloren. Das ist unvorstellbar viel Wasser.“
Die beiden Grace-Satelliten messen fast auf den Tag genau seit 20 Jahren Veränderungen der Schwerkraft der Erde, die etwa durch den unterschiedlichen Wassergehalt entstehen. „Die Auswertung der Daten zeigt uns den negativen Trend“, sagt Famiglietti. „Der Wasserrückgang in Deutschland beträgt etwa 2,5 Gigatonnen oder Kubikkilometer im Jahr. Damit gehört es zu den Regionen mit dem höchsten Wasserverlust weltweit.“
#unserWasser: Wissenschaftsprojekt zum Mitmachen
Der kleine Bach im Ort oder Wäldchen zuhause führt schon jetzt wenig Wasser, anders als noch vor zehn Jahren, manchmal trocknet das Rinnsal im Sommer sogar komplett aus? Diese Beobachtungen interessieren den Gewässerökologen Hans Jürgen Hahn von der Uni Koblenz-Landau: „Die Idee ist, dass man tatsächlich mal einen Überblick bekommt, wie sich denn Trockenheit in der Fläche auswirkt, vor allem auch ganz kleinräumig.“
Er begleitet die ARD-Aktion #unserWasser wissenschaftlich und ruft Menschen in ganz Deutschland zum Mitmachen auf, die Lücken zwischen den amtlichen Leerstellen zu füllen. Je mehr Menschen mitmachen und online ein einfaches Formular ausfüllen, desto aussagekräftiger wird auch die interaktive Karte, in der die Meldungen erfasst werden. Das Online-Formular finden Sie hier.
Noch sind das Probleme, die in einzelnen Jahren oder an einzelnen Orten auftreten. Doch der Hydrologe Prof. Martin Grambow, oberster Wasserwirtschaftler des bayerischen Umweltministeriums, warnt angesichts der Daten der Grace-Mission: „Es sind Sachen, die bei uns noch nicht veröffentlicht sind, die aber eigentlich allesamt dieses Bild leider stützen. Dass wir letztendlich ein systemisches Defizit haben. Und das Unangenehme dabei ist: Das geht lange, lange Zeit gut. Und wenn es dann aber so quasi merkbar wird, dann ist es bei Weitem zu spät.“ Weiterlesen…