Die (eher unschönen) Folgen des Streiktags

Die (eher unschönen) Folgen des Streiktags
Zum Wochenstart herrscht Chaos in Deutschland: Zumindest wenn die angekündigten Streiks, mit denen die Verkehrsgewerkschaft EVG sowie Ver.di das öffentliche Leben lahmlegen wollen, die Ausmaße erreichen, wie die Arbeitnehmer sie planten. Nichts soll mehr gehen im Land. Der Stillstand soll den Druck auf die Arbeitgeber maximieren, damit es mit dem finanziellen Ausgleich für gestiegene Kosten klappt.
Das ist schon immer das eingespielte Ritual. Es gehört zu den Regeln der Marktwirtschaft.
Eine Studie zeigt nun aber: Streiks im öffentlichen Nahverkehr führen nicht nur zu mehr Staus und Unfällen. Sie haben auch Auswirkungen auf Luftverschmutzung und Gesundheit, insbesondere von Kindern. Die Wissenschaftler unter anderem aus Passau zeigen die Kehrseite der Medaille. Den wirtschaftlichen Zugewinn erkaufen sich die Streikenden mit durchaus drastischen Einbußen an ihrer Gesundheit.
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Die negativen Seiten von Streiks
Die Forscher beobachteten zehn Jahre lang Nahverkehrsstreiks in Berlin, Frankfurt, Hamburg, Köln und München und analysierten auf Basis großer detaillierter Datensätze deren Auswirkungen. Dabei fanden sie heraus:
• Weil viele Menschen an solchen Tagen aufs Auto umsteigen, nimmt das Verkehrsaufkommen zu und es kommt zu Staus. Die Gesamtzahl der mit dem Auto gefahrenen Stunden steigt um 11 bis 13 Prozent. An einem Streik-Tag sitzen Personen pro Stadt mehr als 62.000 Stunden länger im Auto fest als sonst.
• Die Verkehrsunfälle steigen und auch die Zahl der im Straßenverkehr Verletzten. Anhand polizeilicher Unfallstatistiken zeigen die Ökonomen, dass die Zahl der verletzten Personen während der morgendlichen Stoßzeiten an Streiktagen um 20 Prozent stieg.
• Schließlich weisen die Ergebnisse einen starken Anstieg der Umweltbelastung aus. Die Feinstaubbelastung nimmt morgens um 13 bis 15 Prozent zu, was bereits kurzfristig zu Gesundheitsproblemen führt.
• In den Diagnosestatistiken von Krankenhäusern erkannten die Forschenden an Streiktagen eine Zunahme an Einweisungen mit Atemwegserkrankungen. Betroffen sind vor allem kleine Kinder: die Zahl deren Krankenhauseinweisungen nimmt wegen Atemwegserkrankungen um 11 Prozent zu.
Trotzdsem: Streiks können langfristig auch Nutzen erzeugen
Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass Streiks im öffentlichen Nahverkehr die in der Studie identifizierten Schäden für die Stadtbevölkerung die Kosten der bestreikten Unternehmen um ein Vielfaches übersteigen. „Unsere Studie trägt dazu bei, ein vollständiges Bild über die Kosten von Streiks im öffentlichen Nahverkehr für die Gesellschaft zu erhalten“, fasst Stefan Bauernschuster vom Lehrstuhl für Public Economics an der Universität Passau zusammen. Dabei schließe er nicht aus, dass Streiks unter Umständen langfristig auch Nutzen für die Stadtbevölkerung bringen könnten, wenn es dadurch zu Tarifeinigungen kommt, die die Abläufe im ÖPNV verbessern.
red