Die Emissionen sinken nicht – sie steigen
Die Emissionen sinken nicht – sie steigen
Spiegel: Die deutschen Treibhausgase haben im zweiten Coronajahr wieder deutlich zugelegt. Wie das Umweltbundesamt (UBA) in den am Dienstag vorgelegten Zahlen für 2021 zeigt, stieg der Ausstoß auf 762 Millionen Tonnen – das sind 33 Millionen Tonnen oder 4,5 Prozent mehr als 2020. Besonders in der Industrie und der Energiewirtschaft aber auch im Verkehr legte der Ausstoß von klimaschädlichen Gasen wieder um zweistellige Millionenbeträge zu, nur in der Landwirtschaft und bei Gebäuden sanken die Emissionen um wenigen Tonnen.
Um die Klimaziele bis 2030 zu schaffen, müsste der Treibhausgasausstoß pro Jahr dagegen eigentlich um sechs Prozent sinken, mahnt der Präsident des Umweltbundesamtes, Dirk Messner. »Seit 2010 waren es aber im Schnitt nicht einmal zwei Prozent.«
Allerdings sind die Klima-Statistiken seit Ausbruch der Coronapandemie mit Vorsicht zu genießen. Denn die vergangenen zwei Jahre haben die eigentliche Klimabilanz verfälscht: Weil die deutsche Wirtschaft im Jahr 2020 und 2021 teilweise heruntergefahren werden musste, viele Menschen im Homeoffice arbeiteten und weniger reisten. Vor einem Jahr feierten viele noch die historischen Einbrüche klimaschädlicher Gase, sogar die zuvor fast verfehlten deutschen Klimaziele von 2020 waren plötzlich leicht zu erreichen. Aus diesem Corona-Tief heraus steigen die Emissionen nun wieder an. Dennoch liegen sie weiterhin unter dem Ausstoß von 2019 – dem letzten »normalen« Jahr.
Die Herausforderung für Analysten liegt nun darin, den Corona-Effekt aus den Zahlen herauszurechnen – und einen allgemeinen Trend zu erkennen: Wo steht Deutschland auf dem Weg in die Klimaneutralität? Ist der Anstieg der Emissionen vom Vorjahr ein harter Rückschlag für die deutsche Klimapolitik? Weiterlesen…