Die Faszination des Untergrunds
Die Faszination des Untergrunds
Der Journalist, Autor und Förster Peter Laufmann ist begeistert vom Universum unter unseren Füßen. Er weiß, wie er diese Faszination so mit uns teilen kann, dass der Funke garantiert auch überspringt, wenn er vom Boden als „coolem Zeug“ erzählt, wenn er uns die Wunderwelt im „Dreck“ erklärt oder uns erkennen lässt, warum wir auch jenen Teil des Planeten besser schätzen sollen, dem wir – oder wenigstens die meisten von uns – kaum Beachtung schenk(t)en.
Natürlich ist diese Welt ja auch ein wenig selbst daran schuld, dass wir sie nicht achten und sie im wörtlichen Sinne mit Füßen treten. Das hat sie nie und nimmer verdient. Laufmann beweist uns, dass im Boden die Kraft schlummert, die uns leben lässt – nicht nur weil Gott einst Adam aus Lehm formte…
Diese Welt versteckt sich nur leider in aller Regel vor unseren Blicken. Laufmann holt sie – und man will „endlich“ rufen – ans Licht. Im Gespräch mit globalmagazin lässt er erahnen, warum der „Boden“ (so lautet schlicht der Titel seines lesenswerten Buches) begeisternswert ist.
Erde, Wasser oder die Luft: Welches Element ist Ihres?
Peter Laufmann: Schwierige Frage. Ich persönlich halte mich für einen geerdeten Menschen. Dann aber auch vielfältig wie Wasser; das kann schließlich auch Eis oder Nebel sein. Oder Luft? Im Sinn von frei sein? Passt irgendwie auch. Vielleicht ist es ähnlich wie bei einem intakten Boden: Die Mischung der Elemente macht’s.
Wie kommt ein Förster (der Sie ja ursprünglich sind) und Natur-Journalist dazu, sein Thema unter dem Boden zu suchen?
Im Studium kam irgendwann die Einsicht, dass alles zusammengehört. Das war wie ein Puzzle. Immer sind neue Teile hinzugekommen und am Ende sieht man, wie Bodenkunde mit Baumwachstum mit Holzmarkt und natürlich auch mit Insektenkunde und Klimatologie zusammengehören. Boden ist da ein wichtiges Puzzlestück. Aber eben auch eins, was immer wieder vergessen wird. Ich habe ihn nur etwas ins Licht gerückt.
„Wir sind eng mit dem Boden verbunden“
Was fasziniert am „Dreck“ besonders?
Da sind verschiedene Ebenen. Zum einen, wenn man sich bewusst macht, was da alles abgeht. Das Leben im Untergrund. Wenn Pilze da zu Jägern werden, ist das für sich schon faszinierend. Aber wenn man sich bewusst macht, dass Pilze im Gegenschäft mit Bäumen stehen, dann wird aus einer Eiche ein Fleischfresser. Spannend ist auch immer wieder unser Verhältnis zum Boden. Und zwar jenseits des Ackerbaus. Das Bild der Bild, in dem Adam aus Lehm gemacht ist, hat schon seine Berechtigung. Wir sind auch in unserer Kultur viel enger mit Boden verbunden, als das im Alltag so präsent ist.
Warum nennenSie den Boden eine missachtete Ressource?
Naja, es gibt eine gewisse Einsicht, dass Meere geschützt werden müssen. Dass wir etwas fürs Klima tun müssen, für den Artenschutz. Aber der Bodenschutz fristet ein Schattendasein. Klar, ein Panda ist sympathischer als ein Springschwanz, aber bei der Ressource Boden geht es sehr viel. Wer den Boden lebendig hält, schützt das Klima, bremst das Artensterben und – das sollte man nicht vergessen – sichert auch unser Überleben.
Was muss geschehen, dass wir „Dreck“ wertschätzen?
Zuallererst die Erkenntnis, dass Boden mehr ist als nur Dreck. Er ist die Grundlage für viele lebenswichtigen Dinge. Er ist endlich. Und er ist kaum zu reparieren. Dummerweise erkennt man so etwas ja erst in Zeiten des Mangels. Ich will die Menschen für den Boden begeistern und hoffe, dass die Faszination für den Untergrund uns bewusster mit ihm umgehen lässt.
pit
Peter Laufmann
Der Boden
Das Universum unter unseren Füßen
C. Bertelsmann, 2020
192 Seiten, 18 Euro