Die Reichen sind am Klimawandel schuld

Die Reichen sind am Klimawandel schuld
Foto: Gerd Altmann/Pixabayy CC/PublicDomain

Die Reichen sind am Klimawandel schuld

Maß halten heißt die Lösung: Bessere – weil Ressourcen und Klima schonendere – Technologien alleine helfen uns nicht aus der Umwelt- und Klimaklemme. Den Beleg dafür liefern jetzt Wissenschaftler aus der Schweiz und aus Australien. Sie bewerten die ökologischen Fußabdrücke der Menschen – mit glasklarem Resultat: „Die 10 Prozent der Reichsten auf der Erde verantworten – durch ihre bloßen Konsumentscheidungen – 43 Prozent (!) der Kohlendioxidemissionen.“

Und die verschlimmern den Klimawandel.

Ihre Studie machten Thomas Wiedman, Julia K. Steinberger, Manfred Lenzen und Lorenz Keyßer an der University of Sydney und an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich. Die Ergebnisse publizierten sie im Fachorgan Nature.

Das Zauberwort heißt Suffizienz

In Treehugger weisen die Forscherinnen und Forscher auf das Zustandekommen ihrer Ergebnisse hin: Bislang orientier(t)en sich Klimaschützer stets an Produktionsparametern. Ziel war es, durch effizientere Produktionen klimafreundlichere Produkte herzustellen.

Auch die im Pariser Klimavertrag festgezurrten Reduktionsziele spiegeln dies wieder. Sie verknüpfen das weltweite Bruttosozialprodukt (BIP) – als Maß des menschlichen Wohlergehens – mit jener des weltweiten Temperaturanstiegs. Der soll unter 2 Grad Celsius bleiben, am besten 1,5° C nicht übersteigen.

Und tatsächlich, schreibt Treehugger, lässt sich jetzt eine Entkoppelung der Anstiegskurven des BIP auf dem Planeten sowie des Ressourcenverbrauchs erkennen.

Die CO2-Kurve aber hat sich im gleichen Zeitraum nur sehr moderat abgeflacht.

Das, so die australisch-schweizerischen Wissenschaftler, belege: Es sind unsere Konsumentscheidungen, die den Klimawandel anheizen. Auch noch so moderne Häuser oder Autos mögen zwar tatsächlich jedes einzelne klima- und umweltfreundlicher als ältere Versionen sein – dafür jedoch kaufen die Verbraucher, je reicher sie in einer florierenden Wirtschaft werden und das ist ja weltweit das erklärte Ziel jeglichen Ökonomie-Modells, größere, leistungsstärkere Geräte. Die erhöhen damit jedoch im Gegenzug den Verbrauch (an Rohstoffen und Energie) anstatt ihn – was ökologisch geboten und von der Industrie ja auch versprochen wäre – einzudämmen.

Ein fataler Effekt.

Wenige sind durch ihren Konsum für die meisten Treibhausgase veratwortlich

Die Wissenschaftler nennen eindrucksvolle Zahlen: Während die 10 Millionen reichsten Erdenbürger (das sind nur 0,54 Prozent aller Menschen auf dem Planeten) 14 Prozent aller Emissionen, die durch menschliche Lebensstile erzeugt sind, verursachen, ist die ärmere Hälfte am unteren Ende der Einkommensskala – immerhin 4 Milliarden Menschen – gerade einmal für 10 Prozent zur Rechenschaft zu ziehen.

Ein krasses Missverhältnis.

Die Schlussfolgerung der Wissenschaftler: Schränkt den Konsum ein, es macht wenig Sinn ihn mit „grünen Produkten“ zu kaschieren. Das sei Selbstbetrug.

Die Studie lässt auch das Konjunktur-Konzept deutscher Politiker als Rettungsanker nach dem Corona-Shutdown im neuen Licht erscheinen. Wer in der bloßen Ankurbelung des Konsums und der – nach wie vor auf ein Weiter-So setzende – Wirtschaft ein Allheilmittel sieht, hat die zeichen der Zeit (noch) nicht verstanden. Politiker, die in der Krise so viel auf den Rat der Wissenschaft setzten, sollten auch bei der Zukunftsplanung (endlich) auf Experten hören.

Gerd Pfitzenmaier

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