Digitale Landwirtschaft dient Wohl von Tier und Mensch
Digitale Landwirtschaft dient Wohl von Tier und Mensch
derstandard.at: Forscher loten gemeinsam mit Landwirten aus, wie die Agrartechnik in Österreich neuen Schwung erhalten könnte.
Die Kuh von heute lässt sich, sofern sie auf einem Bauernhof mit hohem Technologieeinsatz lebt, vollautomatisch von einem Roboter melken. Das hat Vorteile, sowohl für die Kuhherde als auch für den Bauern.
Als Teil eines Laufstalls, in dem sich die Tiere frei bewegen können, sucht die Kuh den Melkroboter nach Belieben mehrmals pro Tag auf. Das entspricht eher dem Verhalten der Tiere als das bisher übliche zweimalige Melken morgens und abends – auch Kälber trinken mehrmals am Tag.
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Für den Bauern bedeutet der Melkroboter nicht nur Zeitersparnis, sondern auch die Möglichkeit eines datenbasierten Gesundheitsmanagements der Herde. Der Milchstrom wird konstant überwacht und auf Krankheitserreger und Qualitätsveränderungen überprüft. Die Betriebsleiter können Probleme bei jeder Kuh frühzeitig erkennen und so bei der Antibiotikagabe sparen.
Ist das nun ein System, das dem Tierwohl dient oder das die Effizienzschraube noch weiter anzieht, um Produktionsmengen zu erhöhen? Die Antwort auf diese Frage ist nicht eindeutig, sie hängt von der konkreten Umsetzung des Systems ab. „Die Digitalisierung der Landwirtschaft eröffnet ungeahnte Möglichkeiten. Sie kann zum Wohl von Tieren und Natur eingesetzt werden, aber auch zu ihrem Nachteil“, sagt Andreas Gronauer.
Der Agrartechnik-Experte verfolgte als Doktorand der TU München bereits Ende der 1980er-Jahre die Entwicklung des ersten Melkroboters. Heute überblickt Gronauer als Leiter des Instituts für Landtechnik der Universität für Bodenkultur in Wien mehrere Jahrzehnte der technologischen Entwicklung in der Landwirtschaft. Der Melkroboter von damals ist, betont der Experte, bereits ein Museumsstück.
In der Digitalisierung des Agrarbereichs stehen Forscher vor der Herausforderung, Lösungen zu entwickeln, die sich in die tatsächliche bäuerliche Praxis einfügen. Dazu braucht es enge Kooperationen zwischen Wissenschaft, Produktentwicklern und den Bauern selbst. Das Projekt „DiLaAg – Digitalisierungs- und Innovationslabor in den Agrarwissenschaften“, das Gronauer leitet, forciert diese Zusammenarbeit… weiterlesen