Digitale Lösungen für eine nachhaltige Medizin

Digitale Lösungen für eine nachhaltige Medizin
Medikamentenflut Foto: Tantum Sana

Digitale Lösungen für eine nachhaltige Medizin

Die Digitalisierung im deutschen Gesundheitswesen hat bereits vor längerer Zeit begonnen –allerdings steht sie noch ziemlich am Anfang, bewegt hat sich wenig. Gründe dafür gibt es viele. Andere europäische Länder sind hier bereits deutlich besser aufgestellt.

Doch braucht Deutschland die Digitalisierung wirklich? Und ist sie nützlich und vor allem auch nachhaltig?

Am Beispiel der Polymedikation in der Bundesrepublik kann insbesondere die Notwendigkeit des Nachhaltigkeitsaspekts im Gesundheitswesen gut veranschaulicht werden. Denn hierzulande nehmen knapp neun Millionen Menschen fünf und mehr Medikamente ein – oftmals sind es sogar mehr als zehn. Dies betrifft insbesondere ältere Menschen. Daraus resultieren viele gravierende Probleme, nicht wenige sogar mit tödlichem Ausgang. Die Kosten für die ohnehin massiv defizitären Krankenkassen sind dramatisch, sie belaufen sich jährlich auf gut 17 Milliarden Euro und mehr.

Gesamtmedikationsplan in Cloud speichern: Stets richtige Arznei erhalten

Seniorenheime sind aufgrund der Kostenexplosion kaum mehr finanzierbar. Demografisch ist Deutschland eine zunehmend überalternde Gesellschaft. Immer mehr Senioren wollen darüber hinaus auch länger selbstbestimmt zuhause leben. Daher sollte es mit Blick auf das Thema Polymedikation einen sinnvollen und vor allem nachhaltigen Prozess für alle Beteiligten geben.

Gerd Meyer-Philippi Foto: Tantum Sana

Dieser beginnt damit, dass der Patient zunächst alle Rezepte seiner verschiedenen Ärzte bei einer Vor-Ort-Apotheke seines Vertrauens abgibt. Die Apotheke wiederum kann dann einen richtigen Gesamtmedikationsplan erstellen. Die Medikamente werden anschließend maschinell für sieben oder 14 Tage vorgerichtet. Gleichzeitig geht der Medikationsplan automatisch in eine Cloud und von hier aus direkt in einen intelligenten Medikamentenspender für zuhause, der dem Patienten immer zur richtigen Zeit das richtige Medikament in der richtigen Dosis ausgibt. Vergisst der Patient die Entnahme, wird automatisch per SMS oder App der Angehörige, der Pflegedienst oder der Notdienst informiert.

Dieser beschriebene Prozess ist erst möglich, wenn digitale Lösungen zum Einsatz kommen – und er ist aus mehreren Gründen nachhaltig. Denn der Patient und/oder die Angehörigen müssen nicht ständig zu den Ärzten gehen, um Folgerezepte zu holen und sie anschließende zur Apotheke zu bringen. Das erfolgt schließlich direkt durch den Abruf der Apotheke beim Arzt. Laut aktuellen Studien werden durch digitale Lösungen auch erkennbar weniger Medikamente weggeschmissen – was Einsparungen in Milliardenhöhe und erhebliche Müllreduzierung zur Folge hat.

Hälfte der Medikamente falsch oder gar nicht eingenommen

Bis zu 50 Prozent der Medikamente werden zudem falsch oder gar nicht eingenommen. Bei den beschriebenen Lösungen sind es nur noch ca. fünf Prozent. Das maschinelle Vorrichten der Medikamente senkt den Fehler beim Vorrichten Studienergebnissen zufolge von sieben auf 0,1 Prozent. Nicht zuletzt ist die Lösung auch deshalb nachhaltig, da die Medikamente vom pharmakologisch kompetenten Apotheker auf gefährliche Wechselwirkungen überprüft werden.

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All diese Maßnahmen führen zu deutlich gesteigerter Nachhaltigkeit in gleich mehreren Bereichen – bis hin zur gesteigerten Gesundheit und Lebensqualität des Patienten.

Auch im Personalbereich zeigt sich im Hinblick auf die Digitalisierung des Gesundheitswesens Nachhaltigkeit: Pflegediensten fehlen nämlich bereits heute 200.000 ausgebildete Kräfte, bald werden es 500.000 sein. Hier führt der beschriebene Prozess ebenfalls dazu, dass knappes Personal sinnvoll in der menschlichen Pflege eingesetzt werden kann. Prozesse wie manuelles Medikamentenvorrichten oder mehrmaliges tägliches Anfahren eines Seniors, nur um die Einnahme von Medikamenten zu überwachen, ist nicht mehr notwendig – und die Kosten reduzieren sich um bis zu 80 Prozent.

Arzneispender: langlebig und recyclebar

Hinzu kommt: Elektronische Medikamentenspender haben eine mehrjährige Lebenserwartung. Ihr Stromverbrauch ist gering. Haben diese digitalen Geräte ihr Lebensende erreicht, werden sie vom Hersteller zurückgenommen und zerlegt, ein Großteil der Bauteile ist recyclebar.

Fazit: Das digitale Medikamentenmanagement und digitale Gesundheitslösungen für zuhause ermöglichen einen Prozess, der in vielen Bereichen erkennbare Nachhaltigkeit bietet.

Gerd Meyer-Philippi


Der Autor ist Geschäftsführer und Co-Founder
Healthtech-Start Up Tantum Sana

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