“E-Scooter und E-Bikes entlasten den Stadtverkehr”
“E-Scooter und E-Bikes entlasten den Stadtverkehr”
Nach dem Ärger über die Vernichtung von Fahrrädern nach der Übernahme von JUMP durch den US-Mobilitätskonzern Uber, hakt globalmagazin nun bei Lime nach: Das Unternehmen hat die JUMP-Flotte in Deutschland übernommen. Im Interview steht Andrew Savage als Gründungsmitglied und amtierender Vice President of Sustainability Rede und Antwort:
Lime übernimmt nun auch in Deutschland die JUMP-Fahrradflotte von Uber: Was wird sich ändern?
Andrew Savage: Unser Ziel ist es, gemeinsam mit Jump erweiterte Mobilitätsoptionen und -dienste in Städten auf der ganzen Welt anzubieten…
Wie wollen Siedas erreichen?
E-Bikes erweitern die Distanzen, die Mikromobilitätsnutzer zurücklegen können. Die größte Änderung wird sein, dass die E-Scooter von Lime und E-Bikes von Jump künftig sowohl in der Uber-App als auch in der Lime-App buchbar sein werden.
Welche Vorteile bringt das den Kunden?
Wir sehen die Integration in die Uber-App sowie die vielen zusätzlichen Nutzungsmöglichkeiten mit den E-Bikes als eine wesentliche Verbesserung unseres Serviceangebots, das dafür sorgt, dass mehr Menschen den privaten PKW stehen lassen, Verkehrsstaus reduziert werden und die gleichzeitig die Umweltverschmutzung reduziert. Wir stehen aber noch am Anfang und unsere lokalen Teams werden sich in den kommenden Wochen und Monaten darauf konzentrieren die Prozesse aufzusetzen, um in Zukunft die E-Bikes als Teil unserer Flotte anbieten zu können.
In den USA gab es Ärger als Uber noch fahrtüchtige Räder massenhaft verschrotten ließ: Wird es hier ähnliche Szenen geben?
Wir waren selbst bestürzt, als wir die Videos aus den USA gesehen haben und wollten verhindern, dass sich so etwas wiederholt…
Wie soll das geschehen?
Wir entschieden uns im Rahmen der Übernahme für den Erwerb aller Jump-Bikes in Europa. Unsere lokalen Teams sind Experten in Sachen Reparatur und Wiederverwendung und wir planen, dieses Know-how zu nutzen, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.
Wäre es nicht ein Zeichen nachhaltigen Wirtschaftens, nicht mehr gebrauchte Räder günstig (oder kostenlos) an Bedürftige abzugeben?
Absolut, genau wie E-Scooter bieten die Pedelecs Individualmobilität für diejenigen, die in der aktuellen Situation sicher, flexibel und an der frischen Luft unterwegs sein möchten. Wir werden daher verantwortungsvoll mit jedem Jump-Fahrrad und jedem E-Scooter, das sich derzeit in Europa befindet, umgehen und alle Fahrzeuge entweder reparieren, verkaufen oder spenden, bevor wir das Recycling unbrauchbarer Teile in Betracht ziehen.
Radfahren ist – nicht erst seit Corona-Zeiten – ein Statement für eine neue Mobilität: Was leisten Lime E-Bikes zur Verkehrswende und wie groß ist der Beitrag bzw. soll er werden?
Es hat sich gezeigt, dass E-Bikes und E-Scooter den Gebrauch von privaten PKW erheblich reduzieren. Tatsächlich verhindert weltweit jede vierte Fahrt mit Lime eine Autofahrt. Dies führt zu massiven Einsparungen beim Benzinverbrauch, den CO2-Emissionen und der Reduzierung von Verkehrsstaus. Weltweit haben unsere Nutzer mit über 150 Millionen Fahrten über 37 Millionen Autofahrten und 13.000 Tonnen Kohlenstoff eingespart…
Beeindruckende Zahlen: Woher stammen sie?
Gemäß der Nunatak-Studie “Neue Urbane Mobilität” ersetzen bereits jetzt 21 Prozent der Nutzer von E-Scootern Fahrten mit einem PKW. YouGov ermittelt in ihrer Studie “Mobilität der Zukunft” einen Anteil von 33 Prozent. Das Potenzial ist sogar noch größer: Laut BMVI-Studie “Mobilität in Deutschland” ist jede vierte der cirka 120 Million täglichen Fahrten mit motorisiertem Individualverkehr (MIV) unter 2 Kilometer lang. Mikromobilität kann diese abdecken. Das ist ein großer Hebel, um kurzfristig Emissionsziele zu erreichen und den Verkehr in Innenstädten zu entlasten. McKinsey hält im Rahmen einer Studie bis zu 250 Millionen jährliche Fahrten mit Mikromobilität in einer deutschen Großstadt bis 2030 für realistisch.
Das klingt nach einer Vision für eine neue Mobilität vor allem in Städten…
Unsere Vision ist es, Städte lebenswerter und umweltfreundlicher zu machen und den öffentlichen Raum effizienter zu nutzen…
Die Frage ist da doch: Wie geht das genau?
Saubere und effiziente Mikromobilität ist für die Zukunft eines nachhaltigen Verkehrs von entscheidender Bedeutung. Hinzu kommt, dass die aktuelle Corona-Pandemie die Mobilität in den Städten nachhaltig verändern wird. Dies wird gleichermaßen Auswirkungen auf das Mobilitätsverhalten wie auch die Infrastruktur haben. Genau wie Fahrräder bieten E-Scooter Individualmobilität für diejenigen, die in der aktuellen Situation sicher, flexibel und an der frischen Luft unterwegs sein möchten.
Wird dies nach Corona so bleiben und der Trend sich verstetigen?
Wir glauben, dass in Zukunft der Bedarf nach individuellen Mobilitäsoptionen weiter steigt. Viele Menschen organisieren gerade ihre Fortbewegung neu. Da haben wir eine super Chance, sie für das Thema Mikromobilität und E-Scooter zu gewinnen. Eine bessere Infrastruktur und der Ausbau der Fahrradwege trägt dazu bei, dass man in Zukunft schneller, einfacher und sicherer durch die Stadt “limen” kann.
E-Bikes sind nur dann wirklich nachhaltig, wenn sie mit Ökostrom geladen werden. Können Sie das Ihren Kunden garantieren?
Seit 2018 verpflichten wir uns, alle unsere E-Fahrzeuge weltweit mit 100% erneuerbarer Energie zu laden, wo immer sie geladen werden. In Deutschland arbeiten wir mit dem Ökoenergieversorger Polarstern Energie zusammen, um unsere Lagerhäuser mit Strom aus 100% erneuerbarer Energie zu beliefern. Die deutschen Lime Nutzer können ihren Teil zur Verkehrswende und der Bekämpfung der Klimakrise beitragen, indem sie sich für E-Scooter entscheiden, die mit kohlenstoffarmer, erneuerbarer Energie betrieben werden.
Die oft achtlos abgestellten Räder sind vielen Menschen ein Dorn im Auge: Zur Nachhaltigkeit gehört doch auch, die Kunden aufzuklären – wie will Lime dies leisten?
Unser Ziel ist es, das Bewusstsein für die grundlegenden Sicherheitsregeln im Straßenverkehr sowie für das ordnungsgemäße Parken zu stärken. Aus diesem Grund starten wir regelmäßig Sensibilisierungskampagnen zur Sicherheit im Straßenverkehr in allen Städten, in denen wir tätig sind. Ein Beispiel: In der App bieten wir spezielle Videos und Sicherheitstutorials an, die unseren Nutzern einen Leitfaden für die verantwortungsvolle Fortbewegung mit Lime bieten.
Mehrere Studien haben jedoch ergeben, dass die überwiegende Mehrheit der E.Scooter gut geparkt wird und laut einer ADAC-Studie werden bereits 98 Prozent der E-Scooter richtig abgestellt und stören nicht. Vergleichbare internationale Studien kommen zu einem sehr ähnlichen Ergebnis.
…das klingt so, als gäb‘ es keine Probleme?
Wir sind uns unserer lokalen Verantwortung bewusst. Aus diesem Grund haben wir als Anbieter freiwillige Vereinbarungen mit den Städten und Kommunen getroffen, um die Herausforderungen des Parkens anzugehen, die Infrastruktur zu verbessern und Lösungen zu finden, die sich in anderen europäischen Städten als wirksam erwiesen haben.
pit
Andrew Savage ist die Führungskraft von Lime an der Schnittstelle von Wirtschaft, Regierung und Nachhaltigkeit. Er hat das Wachstum hinter mehreren Start-ups erfolgreich katalysiert und die Kommunikation und Politik im US-Kongress gemanagt. Savage begleitete politische Kampagnen für Präsidenten, Kongresse, Bundesstaaten und Kommunen in den USA. Als Gründungsmitglied von Lime war er führend in den Bereichen Marktentwicklung, Regierungsbeziehungen und Strategie und half dem Unternehmen, weltweit auf seine ersten über 100 Märkte zu expandieren und auf über 500 Mitarbeiter zu wachsen. Bevor Andrew Savage zu Lime stieß, war er Mitglied des Führungsteams eines Solarunternehmens und gewähltes Mitglied des Board of Directors der National Trade Association der US-Solarindustrie.