„Ein Leak – weil es dramatisch ist“

„Ein Leak – weil es dramatisch ist“
Screenshot: tagesschau.de

„Ein Leak – weil es dramatisch ist“

tagesschau.de: Der dritte Teil des Weltklimaberichts wird erst in einem halben Jahr veröffentlicht. Die Gruppe „Scientist Rebellion“ hat nun einen Entwurf geleakt – aus Angst davor, dass der Bericht verwässert wird. Was fordern die Wissenschaftsaktivisten?

tagesschau.de: Der dritte Teil des Berichts des Weltklimarates (IPCC) soll eigentlich erst im März nächsten Jahres veröffentlicht werden. Warum so ungeduldig?

Nana-Maria Grüning: Wir haben das geleakt, um zu zeigen, dass Wissenschaftler persönliche Risiken auf sich nehmen, um die Öffentlichkeit zu informieren, weil die Situation so dramatisch ist mit der Klimakrise. Und weil es immer wieder vorgekommen ist, dass Formulierungsänderungen an der Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger (Summary for Policymakers) vorgenommen wurden. Wir denken, dass es eine Wirkung darauf hat, wie Journalistinnen und Journalisten dann die Informationen weiterverarbeiten. Wir wollten das so roh an die Öffentlichkeit bringen.

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Franziska Elmer: Es ist auch wichtig zu sagen, dass der Report, den wir geleakt haben, unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler so abgegeben haben. Die arbeiten nicht mehr am Report. Alle, die ihn in den nächsten sechs Monaten lesen, sind Repräsentanten der verschiedenen Regierungen, also keine Wissenschaftler. Sie sind von Regierungen, die schon in der Vergangenheit Formulierungen geändert oder gestrichen haben, weil sie nicht in die politische Agenda passen.

Kyle Topfer: Da ich aus dem globalen Süden komme und mit eigenen Augen gesehen habe, was die Folgen des Klimawandels ausgelöst haben, weiß ich, wir haben keine Zeit, diese sechs oder sieben Monate zu warten, um in der Policymaker-Fassung über Detailformulierungen zu diskutieren. Sondern es ist wichtig, dass jeder erfahren kann, was die IPCC-Wissenschaftler geschrieben haben.

tagesschau.de: Wer ist denn genau „Scientist Rebellion“ und wie hängen Sie mit dem Weltklimarat zusammen?

Grüning: „Scientist Rebellion“ gibt es erst seit Ende letzten Jahres. Wir hatten unsere ersten globalen Aktionen im März, wo circa. 150 Wissenschaftlerinnnen und Wissenschaftler weltweit mitgemacht haben. Wir sind in den einzelnen Ländern gar nicht so viele. Aber wenn wir etwas machen, dann in den verschiedenen Ländern gleichzeitig, um mehr Sichtbarkeit zu gewinnen.

Ich finde, seit 40 Jahren wurden Wissenschaftler ignoriert: Sie haben publiziert, sie haben Interviews gegeben, haben in Filmen mitgewirkt, aber die Emissionen steigen. Wie schon Albert Einstein sagte: Die das Privileg haben zu wissen, haben auch die Pflicht zu handeln. Wenn wir als Wissenschaftler nicht lauter werden und unsere Verzweiflung einfach rausschreien, wer soll das dann als ernsthafte Krise sehen?… weiterlesen

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