„Ein sauberer Stau ist immer noch ein Stau“

„Ein sauberer Stau ist immer noch ein Stau“
Foto: Alexander Griffin/Pixabay CC/PublicDomain

„Ein sauberer Stau ist immer noch ein Stau“

kfw-entwicklungsbank.de: Wie man den öffentlichen Verkehr attraktiv und rentabel macht, erklärt Mohamed Mezghani (60), Generalsekretär des Internationalen Verbands für öffentliches Verkehrswesen UITP, einem weltweiten Verband mit mehr als 1.900 Mitgliedern.

Herr Mezghani, wie sind Sie heute zu Ihrem Büro in Brüssel gekommen?

Mohamed Mezghani: Ich habe den Zug aus Paris genommen und bin dann mit der Straßenbahn vom Bahnhof zum Büro gefahren. Ich besitze kein Auto.

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Welche Erfahrungen haben Sie mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in Brüssel gemacht?

Das war immer sehr gut. Es gibt Busse, Züge und Straßenbahnen. Shared Mobility, Bike-Sharing, Scooter-Sharing, Car-Sharing und so weiter sind in Brüssel sehr weit entwickelt.

Ist das die Definition von nachhaltiger Mobilität? Weniger Autos und mehr gemeinsam genutzte Verkehrsmittel, mehr öffentliche Verkehrsmittel?

Das ist eher eine Konsequenz, würde ich sagen. Wenn wir von Nachhaltigkeit sprechen, gibt es drei Dimensionen: die Umweltdimension, die wirtschaftliche und die soziale.

Wenn wir den Umweltaspekt betrachten, müsste der Ausbau des öffentlichen Verkehrs schneller gehen. Denn der Verkehrssektor ist der zweitgrößte Verursacher von Treibhausgasemissionen. Wie können wir die Dekarbonisierung beschleunigen?

Der Beitrag des Verkehrssektors zu den Kohlenstoffemissionen nimmt zu und wächst am schnellsten. Die Dekarbonisierungspolitik besteht aus drei Säulen. Wir nennen sie sie Vermeiden-Verlagern-Verbessern. Erstens geht es darum, Mobilität zu vermeiden. Bei diesem Interview machen wir das online. Natürlich entsteht dabei CO2, aber es entsteht viel weniger CO2, als wenn Sie nach Brüssel gefahren wären. Langfristig ist es wichtig, dass wir Städte so entwickeln, dass wir große Entfernungen oder häufige Ortswechsel vermeiden.

Die so genannte 15-Minuten-Stadt.

Das ist eine Lösung, aber im Allgemeinen nennen wir das verkehrsorientierte Entwicklung oder die Integration von Flächennutzung und Stadtplanung. Sie erinnern sich bestimmt daran, dass vor 50 Jahren viele Länder so genannte neue Städte geschaffen haben. Früher trennte man zwischen Arbeitsplätzen, Wohnungen, Geschäften, Freizeiteinrichtungen und so weiter. Das ist heute nicht mehr der Fall. Jetzt integrieren wir. Wir schaffen gemischte Aktivitäten in ein und demselben Gebiet. Dies ist der erste Aspekt von sie Vermeiden-Verlagern-Verbessern.

Was ist mit „Verlagerung“ gemeint?

Wenn wir nicht umhinkommen, den Ort zu wechseln, dann müssen wir versuchen, auf die Verkehrsträger umzusteigen, die die wenigsten Kohlenstoffemissionen ausstoßen. Zu Fuß gehen statt Auto fahren. Radfahren, öffentliche Verkehrsmittel, gemeinsame Mobilität. Wenn die Menschen sehen, dass sie die Annehmlichkeiten ihres Autos auch mit anderen Verkehrsmitteln erreichen können, werden sie bereit sein, ihr Auto stehen zu lassen. Vielleicht nicht jeden Tag, aber für zwei oder drei Tage können sie es stehen lassen. Das ist der Wandel… weiterlesen

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