Entdeckung große Stille im Erdinneren

Entdeckung große Stille im Erdinneren
Wissenschaftler haben dafür schon einen Namen: Während der aktuellen Corona-Abbremsung des Lebens auf dem Planeten, ist zurzeit auch unter der Erde weniger zu Hören. Forscher sprechen daher von einer „Anthropopause“. Sie markiere die plötzliche Ruhe in den Aufzeichnungen der Erdbebenschreiber in seismologischen Messungen.
Auch unter unseren Füßen kehrte mitten in der Geschäftigkeit und Unruhe im Anthropozän plötzlich Stille ein: nicht nur auf, sondern auch unter der Erde.
Während viele Wissenschaftler auf der Welt seit Jahren nach den letzten Orten fanden, an denen sie weitgehende Ruhe finden, war die Entdeckung der Stille im Inneren der Erde eher ein zuvor kaum unvorstellbares Glückserlebnis für die Forscher. So beschreibt es auch Treehugger. Plötzlich konnten sie nicht nur Vogelgezwitscher oder die Gesänge der Wale wieder mit Ihren Mikrophonen aufzeichnen und diese in ihren Laboren auswerten.
Menschliche und natürliche Lärmquellen künftig endlich auseinander halten
Nun machten auch über der Erde Autos, Flugzeuge, Schiffe und Maschinen nicht nur weniger Lärm. Sie rumpelten auch nicht mehr so auf dem Erdboden. Das verringert aber auch die Erschütterungen in der Erde – und so waren die Vibrationen aus dem und im Untergrund während des Lockdowns plötzlich um die Hälfte geringer. Auf den Schreibstreifen der Seismographen ist das deutlich abzulesen.

Am königlichen Observatorium in Belgien nutzen Wissenschaftler diesen Umstand gleich für eine neue Studie. In 117 Ländern werteten sie die Daten von 268 Erdbebenmessstationen aus. Vor allem in dicht besiedelten Metropolen wie New York oder Singapur konnten sie dies deutlich registrieren. Der Boden blieb dort merklich ungestörter – und frei von künstlichen Erschütterungen, von denen er sonst dauerhaft durchgeschüttelt werde.
Bessere Vorhersagen für Erdbeben werden möglich
Ihr Kollege Stephen Hicks vom Department of Earth Science and Engineering am Londoner King‘s College:„Nun können wir endlich wissen, wieviel der von uns immer gemessenen Werte vom Menschen verursacht waren – und damit auch, wie viele natürlichen Ursprungs sind. Das wird unsere Messungen und Ergebnisse für die Zukunft bedeutend verbessern.“
Fürt Hicks ist das der Schlüssel für künftig zielgenauere Erdbebenwarnungen. Nun werde es – endlich – möglich, auch die leisen Signale etwa durch Erdverschiebungen herauszuhören und zu bewerten. Damit könnten Experten nun Auffaltungen oder Plattenverschiebungen unter dem Erdboden bald besser lokalisieren. Damit, so Hicks, sei der Grundstein gelegt, um die Sounds der Tektonik besser zu verstehen. Es brauche nun noch weitere Forschung, aber nun wüssten wissenschaftler besser, worauf sie im Untergrund hören müssten.
pit