Europas Schandmal
Europas Schandmal
Moria als Mahnung: Nach dem Feuer im Lager sind plötzlich alle entsetzt. Viele sind schockiert. Dabei haben doch alle versäumt, selbst rechtzeitig zu handeln.
Die Katastrophe im griechischen Flüchtlingslager auf der Insel Lesbos war eine mit Ansage. Wer seine Augen nicht vor der Wirklichkeit verschloss, konnte sie – und zwar schon lange – erahnen. Zu misslich waren nicht nur die unsäglichen Zustände: Dort hausten Menschen in unwürdigen Umständen. Zu fadenscheinig klangen die Argumente von Politikerinnen und Politikern, die dem keine Ende setzen wollten – obwohl sie das konnten.
Jetzt soll hektische Betriebsamkeit – kaum das der Rauch der Feuersbrunst verflog – die Versäumnisse übertünchen. Das ist armselig und zeugt von Herzlosigkeit.
Dabei gab es genug Warnungen. globalmagazin hat auf die Kritik am diskriminierenden Verhalten hingewiesen. Wir haben jenen zugehört, die sich vor Ort kundig machten und die Zustände anklagten:
„Eigentlich ein Wunder, dass diese Katastrophe nicht schon früher geschehen ist“, schreiben sehr treffend jetzt ebenfalls unsere Kollegen von Pressenza. Und sie haben recht. Eines Menschen würdig war die Unterbringung in Moria seit Jahren kaum. Und – auch deutsche – Politiker in Europa scherten sich darum nicht. Sie versuchten allenfalls einen Schuldigen bei anderen (Nationen) dafür zu brandmarken. Sie selbst erwiesen sich aber als unfähig, Menschen, die ums Überleben kämpften, zu retten – im Mittelmeer ertrinken sie deshalb seit Jahren und in Moria entkamen sie nun nur knapp dem Feuertod.
Alternativen zu Moria gibt es
Die möglichen Alternativen lagen dabei vor. Auch wir haben darüber berichtet.
Schon 2015, nach dem berühmt gewordenen Merkel-Wort – „Wir schaffen das“ – habe ich ein Buch geschrieben: Wir schaffen das – aber so nicht. Schon damals beschrieb der Text eine „Katastrophe mit Ansage“, denn „Abschottung und Abschiebung können das Flüchtlingsproblem nicht lösen“. Darauf aber setzt die Politik auch heute noch – obwohl es inzwischen genug Beispiele dafür gibt, dass das Miteinander von Einheimischen und Fremden unser Leben doch eher bereichert und wir gegenseitig voneinander lernen können.
Lasst uns unsere Zukunft gemeinsam gestalten
Wir müssen nur wollen. „Die Vision von der Zukunft unseres Landes entwickeln wir am besten gemeinsam“, schrieb ich damals als einen meiner Schlüsselsätze. Der gilt noch immer.
Unverständlich blieb und bleibt, warum sich so viele wehren, gegen das Neue und das Andere. Kann es doch helfen. Und im Gegensatz zu vor fünf Jahren geht es nun auch bei den Menschen auf Lesbos nicht um Millionen von Migranten, sondern um die überschaubare Zahl weniger Tausend.
Also lasst uns gemeinsam Ihnen helfen.
Gemäß Jean Zieglers Wort: „Wir müssen die öffentliche Meinung mobilisieren und unseren Kampf organisieren. Der Strategie der Abschreckung, die die moralischen Grundlagen Europas zerstört, den Krieg erklären. Wir, die Völker Europas, müssen dafür sorgen, dass die eurpäischen Zahlungen an die flüchtlingsfeindlichen Staaten sofort eingestellt werden. Überall auf dem Kontinent müssen wir für die strikte Einhaltung des universellen Menschenrechts auf Asyl kämpfen. Wir müssen die sofortige und entgültige Schließung aller Hotspots durchsetzen, wo immer sie sich befinden. Denn sie sind die Schande Europas.“
Gerd Pfitzenmaier