Europas Wälder zunehmend im Stress
Europas Wälder zunehmend im Stress
Die europäischen Wälder werden zunehmend durch natürliche Störungen beeinträchtigt, wie eine neue Beobachtungsstudie zeigt – und der Klimawandel verstärkt dies wahrscheinlich. Ein internationales Team von Forstwissenschaftlerinnen und Forstwissenschaftlern der Wageningen University & Research (WUR), des Europäischen Forstinstituts (EFI), des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und 18 weiterer Forschungseinrichtungen aus ganz Europa untersuchte Schäden in Europas Wäldern und fand heraus, dass diese durch Störungen wie Wind, Feuer, Borkenkäfer und andere Einwirkungen von 1950 bis 2019 statistisch signifikant zugenommen haben.
Dazu Mats Mahnken, Forscher am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung PIK und Mitautor der Studie: „Die Zunahme der Schäden zeigt, dass mehr Wälder ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Störungen verlieren – mit anderen Worten, sie sind immer schlechter angepasst. Diese Zunahme der Schäden ist sowohl auf die durch den Klimawandel verursachten Veränderungen der Störungen als auch auf frühere Schäden an schlecht angepassten Wäldern zurückzuführen. Störungen sind natürliche Treiber der Walddynamik, und ein anpassungsfähiges Management kann die Widerstandsfähigkeit der Wälder stärken.“
In der Studie zeigen die Forscher anhand einer einzigartigen Datenbank mit mehr als 170.000 Datensätzen von bodengestützten Beobachtungen die natürlicher Störungen in europäischen Wäldern von 1950 bis 2019 auf. Die gemeldeten Daten bestätigen eine signifikante Zunahme der Waldstörungen in 34 europäischen Ländern, die im Durchschnitt 43,8 Millionen m3 geschädigtes Holzvolumen pro Jahr während des 70-jährigen Untersuchungszeitraums verursachen. Bei diesem Wert handelt es sich wahrscheinlich um eine konservative Schätzung, da vor allem kleinere Störungen zu wenig gemeldet werden. Mit Hilfe der Techniken des maschinellen Lernens konnten sie das Ausmaß der nicht gemeldeten Störungen zu ermitteln, das auf 8,6 bis 18,3 Millionen m3/Jahr geschätzt wird.
In den letzten 20 Jahren machten Störungen im Durchschnitt 16 % der durchschnittlichen jährlichen Ernte in Europa aus. Der Wind war im Untersuchungszeitraum der wichtigste Störfaktor (46 % der Gesamtschäden), gefolgt von Feuer (24 %) und Borkenkäfern (17 %). Der Anteil der Borkenkäferschäden an den Gesamtschäden hat sich in den letzten 20 Jahren verdoppelt. Waldstörungen können die Ökosystemleistungen (z. B. die Abschwächung des Klimawandels) erheblich beeinträchtigen, die regionale Bereitstellung von Waldressourcen beeinträchtigen und folglich die Ziele der langfristigen Bewirtschaftungsplanung und die Holzmärkte stören.
Sie kommen zu dem Schluss, dass die Anpassung an sich verändernde Störungsabläufe in den Mittelpunkt der europäischen Waldbewirtschaftung und der politischen Debatte gestellt werden muss. Darüber hinaus ist ein kohärentes und homogenes Überwachungssystem für natürliche Störungen in Europa dringend erforderlich, um die laufenden Veränderungen in den Waldstörungsabläufen besser beobachten und darauf reagieren zu können.
Link zur Studie: https://doi.org/10.1111/gcb.16531
red