Gastronomie: Regeln gegen Schwindel mit Bio

Gastronomie: Regeln gegen Schwindel mit Bio
Foto: Alexas Fotos/Pixabay CC/PublicDomain

Gastronomie: Regeln gegen Schwindel mit Bio

derstandard.at: Wo in Österreichs Gastronomie Bio draufsteht, ist nicht immer Bio drin. Es fehlt an Transparenz und Kontrollen. Eine Pflicht zur Zertifizierung soll das ändern.

Bio ist in vieler Munde. Zusehends auch in der Gastronomie. Doch nicht alle Wirte und Hoteliers, die mit Bio auf ihren Speisekarten werben oder dieses in ihrem Namen tragen, kaufen Bio ein.

Staatliche Kontrollen fehlen. Von Täuschung der Konsumenten durch schwarze Schafe und Wettbewerbsverzerrung im Wettlauf um Kunden ist in der Branche die Rede. Doch wo kein Kläger, da kein Richter. Auf jahrelangen Druck zahlreicher Biogastronomen quer durch Österreich will die Regierung das nun ändern.

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Ziel ist eine verpflichtende Biozertifizierung. Wer angibt, Biologisches zu servieren, soll dies künftig auch transparent nachweisen müssen, erfuhr DER STANDARD.

Neue Regeln geplant

Das setzt Kontrollen staatlich anerkannter Stellen voraus. Ein entsprechender Entwurf liegt nach Abstimmung im Biobeirat im Gesundheitsministerium und soll auf breite Zustimmung der Branche stoßen. Die Gespräche mit dem Wirtschaftsministerium laufen. Noch heuer soll eine Verordnung auf dem Tisch liegen.

Gut 850 Betriebe ließen sich bisher auf freiwilliger Basis zertifizieren und überprüfen. Rund 500 weitere Restaurants, Caterer und Hotels führen Bio zwar auf ihren Menüplänen, rechnet der Verein der Biowirtinnen vor. Einen Nachweis für ihren nachhaltigen Einkauf gibt es vielerorts aber nicht. Ob man sich biologischer Rohstoffe regelmäßig, sporadisch oder nur vermeintlich bedient, bleibt meist im Dunkeln. Die Probe aufs Exempel machen in der Regel nur wenige Konsumenten.

Er wolle keinen aus seiner Zunft in die Pfanne hauen, betont Christian Wandl. Aber seine Erfahrungen mit ihr seien nicht die besten. „Die Masse der Produkte in der Gastronomie, die Gästen als Bio verkauft wird, ist es nicht – weil es hier nach wie vor keine Kontrollen gibt.“

Wandl zählt auf seinem Leutascherhof in Seefeld jährlich 22.000 Nächtigungen. Seit 15 Jahren verarbeitet seine Familie in dem Hotel ausschließlich Biologisches.

Sein Vater, ein Koch aus Leidenschaft, stellte aus Überzeugung um, nicht aus Gründen des Marketings, sagt Wandl. „Er wollte nicht länger mit Lebensmitteln aus aller Welt und konventionellem Fleisch arbeiten, bei dem allein der Preis zählt.“ Heute wisse er bei jedem Schnitzel, woher es komme und wie es erzeugt worden sei. „Viele Gäste schätzen das.“

„Bewusste Irreführung“

Wandl kauft direkt bei Landwirten ein, zahlt für Bio im Schnitt um 30 Prozent mehr, als Branchenkollege für konventionelle Rohstoffe ausgeben. Alle Mehrkosten an Kunden weiterzureichen gebe der Markt jedoch nicht her, sagt Wandl. Sein Betrieb sei zertifiziert und werde kontrolliert. „Das ist nicht immer lustig.“

Verständnis für Wirte, die dies locker handhaben, die sich vielleicht ein einziges Mal Biofleisch beschaffen, sich aufgrund dessen aber zehn Jahre lang auf ihrer Karte ein grünes Mascherl verpassen, hat der Tiroler daher nicht. „Das ist bewusste Irreführung und färbt auf die gesamte Branche ab. Worauf sollen sich Konsumenten in der Gastronomie dann letztlich noch verlassen können?“

Für Wandl führt an einer Pflicht zur Zertifizierung kein Weg mehr vorbei. Kein Hotel, kein Lokal, das Bio kaufe, werde dazu gezwungen – sofern es Speisen nicht als Bio anpreise, erläutert er. „Wer freilich mit Bio wirbt und sich dadurch wirtschaftliche Vorteile erwartet, soll sich gefälligst an die Regeln halten.“… weiterlesen

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