Haie: So gefährlich ist Badeurlaub am Meer

Haie: So gefährlich ist Badeurlaub am Meer
Foto: Coral World International

Haie: So gefährlich ist Badeurlaub am Meer

Die Nachricht schockiert nicht nur Bade-Urlauber: Anfang Juni wurde ein 23-Jähriger beim Schwimmen vor der Ägyptischen Küste von einem Hai getötet. Es war zwar schon der dritte Fall innerhalb von zwölf Monaten, aber trotzdem eine seltene Ausnahme, meint Aviv Levy von Coral World International, einer Forschungs- und Bildungseinrichtung, die weltweit Meeresparks betreibt. Der Meeresbiologe und Artenschützer erklärt, warum Urlauber trotzdem angstfrei ins Meer gehen können – und was Schnorchler und Hobby-Taucher im Wasser nicht nur zu ihrem eigenen Schutz beachten sollten.

„Haie betrachten den Menschen nicht als bevorzugtes Beutetier, im Gegenteil: Sie sind äußerst menschenscheu“, erläutert Aviv Levy, Meeresexperte von Coral World International. Haie ernähren sich hauptsächlich von alten und kranken Tieren und fungieren damit quasi als „Gesundheitspolizei“ im Meer. Im jüngsten Fall scheint der Hai den 23-jährigen Schwimmer mit einem Kadaver verwechselt zu haben, denn es wurde berichtet, dass Viehhändler zuvor verendete Tiere ins Meer geworfen hatten. Diese hatten wohl den Tigerhai angelockt und am Ende zu diesem tragischen Angriff auf einen Menschen geführt.

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Schrumpfende Lebenswelt für Haie

„Dass Menschen und Haie überhaupt aufeinandertreffen, hängt damit zusammen, dass deren Lebensräume immer kleiner werden“, erläutert der Meeresbiologe. So zwinge die Überfischung der Meere auch Haie dazu, sich ihre Nahrung zunehmend in Küstennähe zu suchen. Hier werden sie zudem oft von Abfällen angelockt. Das Schwinden ihrer Lebensgrundlagen bestätigt auch eine Studie aus dem Jahr 2020: Sie erklärt Riffhaie für „funktional ausgestorben“.

„Dass Menschen und Haie überhaupt aufeinandertreffen, hängt damit zusammen, dass deren Lebensräume immer kleiner werden“, erläutert der Meeresbiologe. So zwinge die Überfischung der Meere auch Haie dazu, sich ihre Nahrung zunehmend in Küstennähe zu suchen. Hier werden sie zudem oft von Abfällen angelockt. Das Schwinden ihrer Lebensgrundlagen bestätigt auch eine Studie aus dem Jahr 2020: Sie erklärt Riffhaie für „funktional ausgestorben“.

Umgekehrt dringen immer mehr Taucher beispielsweise in Korallenriffe vor, die unter anderem auch für Haie ein wichtiges Habitat darstellen. Und Surfer paddeln schon mal relativ weit draußen vor der Küste. „Für Haie ähneln deren Silhouetten bevorzugten Beutetieren wie Robben – und so kann es zu fatalen Verwechslungen kommen“, weiß Levy von Coral World International. Dennoch ist die Zahl der Unfälle sehr überschaubar: Pro Jahr fallen fünf bis zehn Menschen weltweit einem Haiangriff zum Opfer. Die Wahrscheinlichkeit liegt damit bei 1 zu 11,5 Millionen.

Haie sind wichtig – auch für Korallen

Obwohl viele Menschen Haie fürchten, ist der Rückgang ihrer Population für niemanden eine gute Nachricht, betont Meeresbiologe Aviv Levy: „Haie spielen als biologische Reinigungsfilter eine zentrale Rolle für die Gesundheit der Ozeane. Ohne ihre Unterstützung hätten sogar Korallen zu kämpfen.“ Denn gesunde Fischpopulationen sorgen in Korallenriffen dafür, dass die Kolonien vital bleiben, vor Fressfeinden geschützt und von abgestorbenem Korallengewebe befreit werden, um neues Wachstum zu ermöglichen.

Der Mensch stellt für sensible marine Ökosysteme wiederum selbst eine Bedrohung dar: Zwar begrüßt Levy das wachsende Interesse an der Gesundheit der Korallenriffe – ein Bewusstsein, das durch das persönliche Erleben der Unterwasserwelt vielfach noch geschärft wird. „Aber die schiere Zahl der Taucher übt in vielen Gebieten hohen Druck auf die marine Gesundheit aus“, beklagt Levy. Taucher kämen den Riffen oft zu nahe, können dabei Teile der Korallen abbrechen oder Sand vom Meeresboden aufwirbeln, der die Polypen erstickt, wenn er sich absetzt.

Lebende Korallen besser an Land beobachten

Er empfiehlt Urlaubern deshalb, vom Schwimmen und Tauchen in der Nähe von Korallenriffen abzusehen – selbst wenn es nicht ausdrücklich verboten ist. „Wer lebende Korallen sehen möchte, kann diese wunderschönen Lebewesen und ihre Mitbewohner gefahrlos in einem Unterwasser-Observatorium, einem Meerespark oder in einer Korallenfarm beobachten, ohne ihnen Schaden zuzufügen“, empfiehlt der Experte. „Unter Wasser besteht immer das Risiko, dass der Mensch das natürliche Gleichgewicht stört, den dort lebenden Tieren schadet und auch sich selbst in Gefahr bringt.“

Mit OCEAN BERLIN wird Coral World International bis Ende 2025 ein Ozeanarium im Herzen Europas aufbauen, das sich der Aufgabe widmet, seine Besucher durch wissenschaftliche Aufklärung und persönliches Erleben für einen aktiven Schutz der marinen Ökosysteme zu gewinnen. Bürger und Besucher der deutschen Hauptstadt können dann in der Anlage am Rummelsburger See lebende Korallenriffe bestaunen, deren Aufzucht erleben und sich umfassend über die Welt der Ozeane und ihre Bewohner informieren. Darüber hinaus wird OCEAN BERLIN seinen Gästen diverse Möglichkeiten anbieten, sich an Aktionen zum Schutz der Lebensräume in den Weltmeeren zu beteiligen.

Aviv Levy

Der Autor ist Meeresbiologe und arbeitet
seit fast 30 Jahren im Underwater Observatory Marine Park
in Eilat, Israel, davon knapp 20 Jahre
in seiner aktuellen Position als Chefkurator

Über Coral World International

Coral World International wurde 1974 vom israelischen Unternehmer Morris Kahn und dem Zoologen David Fridman als weltweit erstes Unterwasser-Observatorium in Eilat, Israel gegründet. Es folgt der Vision, jedem Menschen eine Möglichkeit zu geben, den Ozean und seine Meeresbewohner hautnah zu erfahren und so ein besseres Verständnis für die Zerbrechlichkeit des marinen Lebensraums zu entwickeln. Das Wohlergehen der Meerestiere hat dabei oberste Priorität: Jeder Meerespark folgt strikt höchsten, artgerechten Standards. In Korallenaufzuchtprogrammen und anderen Umweltschutzinitiativen widmen sich interdisziplinäre Teams aus renommierten Meeresbiologen und Meeresforschern in den verschiedenen Ocean Parks seit Jahrzehnten dem Schutz und Erhalt der marinen Ökosysteme. Mittlerweile existieren vier Meeresparks in Israel, auf Mallorca, Hawaii und Australien – ein weiter Ocean Park entsteht gerade auf Teneriffa. Im neuesten Aufbauprojekt errichtet Coral World International künftig das hochmoderne Ozeanarium OCEAN BERLIN und möchte damit die Welt der Meere in das „Herz Europas“ bringen. Die Eröffnung von OCEAN BERLIN ist Ende 2025 in der Rummelsburger Bucht im Berliner Bezirk Lichtenberg geplant.

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