Handel mit Wildtieren bedroht Artenvielfalt

Handel mit Wildtieren bedroht Artenvielfalt
Pantherchamäleon Screenshot: Pro Wildlife

Handel mit Wildtieren bedroht Artenvielfalt

Tag des Artenschutzes (März): Anlässlich des von den Vereinten Nationen ausgerufenen Tag des Artenschutzes erweist Pro Wildlife auf die negativen Auswirkungen des Wildtierhandels: „Die Europäische Union importiert jährlich Millionen Wildtiere als Haustiere, Delikatessen oder Luxusgüter. Die wenigsten dieser Tiere sind international geschützt; Fang, Export und Einfuhr in die EU sind weitgehend unreguliert und eine regelrechte Black Box“, betont Diplom-Biologin Daniela Freyer in einer Pressemeldung der Organisation.

„Die Folgen für die Artenvielfalt sind dramatisch. Der Wildtierhandel muss endlich effizient beschränkt werden, wenn wir den Artenschutz wirklich ernst nehmen“, heißt es dort. Die direkte Ausbeutung von Wildtieren und -pflanzen sei laut Weltbiodiversitätsrat IPBES neben der Land- und Meeresnutzung die Hauptursache für den dramatischen Rückgang der Biodiversität. Die Corona-Krise verdeutlicht zudem, welche Gefahren von Wildtieren übertragene Krankheiten für die menschliche Gesundheit bergen.

Natur ausgeplündert
Cites-Logo

Für den Wildtierhandel gilt bislang: Was nicht ausdrücklich verboten ist, ist erlaubt. „Die Natur wird für den kommerziellen Handel solange unbehelligt geplündert, bis das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) die Notbremse zieht. Doch dies geschieht viel zu langsam und zu punktuell. Auf alle anderen Arten geht der Run weiter“, kritisiert die Pro Wildlife-Sprecherin. „Während heimische Wildtiere wie Teichfrosch, Igel oder Alpenfledermaus geschützt sind und nicht gefangen werden dürfen, boomt der Massenimport von Wildtieren aus fernen Ländern.“

• Froschschenkel: Die EU importiert jährlich 4.000-4.600 Tonnen Froschschenkel; grob geschätzt entspricht das 86-200 Millionen Fröschen. Die meisten dieser Tiere sind Wildfänge vornehmlich aus Indonesien, aber auch der Türkei. Studien deuten auf ernsthafte Bestandsrückgänge hin. Alleine für den südostasiatischen Reisfrosch genehmigte Indonesiens Regierung für das Jahr 2021 eine Exportquote von 57 Millionen Tieren. Wenn Frösche als natürliche Insektenfresser fehlen, steigt der Pestizideinsatz.

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• Exotische Haustiere: Einer Studie von Pro Wildlife im Auftrag des Bundesumweltministeriums und des Bundesamtes für Naturschutz zufolge wurden in Deutschland in 12 Monaten 1.532 verschiedene Arten von Reptilien, 361 Amphibien und 194 Säuger als exotische Heimtiere angeboten. Die Studie zeigt auch, dass Dreiviertel dieser Arten keinerlei Handelsbeschränkungen unterliegen und dass gerade seltene Arten unter Sammlern begehrt sind.

• Jagdtrophäen: Deutsche Jäger*innen gehören bei der Jagd auf Tiere geschützter Arten weltweit zu den Spitzenreitern. Alleine zwischen 2017 und 2020 wurden Jagdtrophäen von 636 Zebras, 418 Pavianen, 104 Braunbären, 100 Leoparden, 99 Flusspferden, 93 Afrikanischen Elefanten, 68 Löwen, 58 Wölfen, 39 Wildschafen, 25 Geparden, neun Breitmaulnashörnern, sieben Eisbären, einem Spitzmaulnashorn sowie von zahlreichen weiteren geschützten Arten nach Deutschland eingeführt bzw. entsprechende Einfuhrgenehmigungen erteilt.

• Häute & Pelze: In zehn Jahren (2008-2017) importierte die EU 6,3 Millionen ganze Häute und mehr als 4 Millionen Hautstücke geschützter Reptilien (Schlangen, Krokodile, Warane und Tejus), die v.a. zu High Fashion Schuhen und Accessoires verarbeitet werden. Hinzu kommen knapp 200.000 ganze Felle geschützter Füchse, Luchse, Fischotter, Wölfe und südafrikanischer Seebären sowie 340.000 Häute und 12.000 Hautstücke von Pekaris.

• Souvenirs & Dekoartikel: Geldbörsen aus Stachelrochenleder, seltene Muscheln als Regalschmuck oder Ketten aus der Roten Edelkoralle – sie alle werden entweder von Urlaubern aus fernen Ländern mitgebracht oder von Großhändlern als Massenware importiert. Das Internet hat das Angebots-Spektrum sogar noch erweitert: Hier kann man sogar Schildkrötenbabys in Kunstharz eingegossen oder getrocknete Fledermäuse aus Halloween-Deko kaufen.

Handelsverbot verhindert Krankheiten und Einschleppen invasiver Arten

Der Tag des Artenschutzes der Vereinten Nationen fand erstmals am 3. März 2014 statt, am 40. Jahrestag der Gründung des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (CITES), das Wildtiere und -pflanzen vor Handelsinteressen schützen soll.

Als Fazit aus mehr als 20 Jahren aktiver Mitarbeit am CITES-Artenschutzabkommen appelliert die Pro Wildlife Sprecherin an die EU: „Die massenhafte Einfuhr von Wildtieren und -pflanzen muss ein Ende haben. Die EU hat noch nicht einmal Kontrolle darüber, welche Arten, woher und in welchen Mengen importiert werden. Damit gefährdet sie nicht nur die Artenvielfalt in anderen Ländern, sondern riskiert auch, dass gefährliche Krankheiten oder invasive Arten eingeschleppt werden.“

red

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