Ist Bargeld ein Klimakiller?

Ist Bargeld ein Klimakiller?
Foto: Pixabay CC/PublicDomain/moeschy

Ist Bargeld ein Klimakiller?

Das Zeitalter des Anthropozäns hat der Menschheit in den letzten rund 200 Jahren einen bemerkenswerten Reichtum beschert und ihr zusammen mit dem technologischen Fortschritt einen Komfort ermöglicht, der jeden Mittelständler heute besser leben lässt als einen König vor Beginn der Industrialisierung. Der Preis für diese Errungenschaften ist die globale Erwärmung, die ihre Ursache im zunehmenden Ausstoß von Treibhausgasen wie Methan und CO2 hat.

Gleichzeitig machen uns die verschwindenden Ressourcen der Erde darauf aufmerksam, dass man Geld nicht essen kann. Geht der Planet zugrunde, wird uns aller Reichtum nichts mehr nutzen. 

Anders als noch in den 1990er-Jahren sind die Auswirkungen unseres Verhaltens auf unserem Planeten keine abstrakten Modelle mehr. Die Phänomene werden mit immer neuen Temperaturrekorden und Naturkatastrophen unmittelbar erlebbar. Dies hat die Weltbevölkerung alarmiert und treibt nicht nur junge Menschen dazu an, nach Lösungen zu suchen, um die Erde zu erhalten. So kommt im Sinne einer nachhaltigen Politik und Wirtschaftsordnung alles auf den Prüfstand, was zur Aufheizung unseres Planeten und zur Ressourcenvernichtung beiträgt. Dies betrifft auch unser Zahlungsmittel, das liebe Geld.

EZB-Studie: Bargeld belastet die Umwelt

Anders als früher ist Geld nicht mehr alternativlos und zahlreiche Kunden, vor allem außerhalb von Deutschland, präferieren heute andere Bezahlmethoden. So können Konsumenten zum Beispiel eine Paysafecard kaufen, um sicher und anonym unterwegs zu sein und unseren Planeten zu schonen. Diese Entwicklung kommt unserer Umwelt zugute. So kam eine viel beachtete Studie, die von der EZB initiiert wurde, zum Ergebnis, dass der ökologische Fußabdruck von Bargeld den von Bezahlkarten um 36 Prozent übertrifft.

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Die Ursachen für die Umweltverschmutzung durch Bargeld

Die Wissenschaftler der EZB-Studie haben die Auswirkungen von Bargeld von der Produktion über den Vertrieb bis zur Entsorgung unter die Lupe genommen und die einzelnen Faktoren identifiziert, die zur Umweltbelastung beitragen.

Ressourcenverbrauch bei der Herstellung

Für die Herstellung von Papiergeld müssen Bäume gefällt und Baumwolle angepflanzt werden. Gleichzeitig führt die Verarbeitung zu einem enormen Wasserverbrauch, denn das Wasser wird für die Einweichung und Trennung der Holzfasern benötigt, um Zellstoff herzustellen und die chemischen Reaktionen zur Entfernung von Lignin und anderen Substanzen einzuleiten.

Die für den Aufdruck der Geldscheine verwendete Tinte und die für die Herstellung genutzten Folien enthalten eine Reihe von Chemikalien, die in den Wasserkreislauf einsickern können. Für die Münzherstellung müssen Metalle wie Zink, Kupfer, Nickel und Aluminium abgebaut werden.

Energieverbrauch und Verkehr

Die einzelnen Herstellungsschritte verbrauchen nicht nur viele Ressourcen, sondern führen auch zu einem hohen Energiebedarf. Zu nennen ist die Beanspruchung von Strom, Wärme und Wasser.

Der Vertrieb von Geldautomaten und die Bearbeitung des Geldes durch die Banken binden ebenfalls hohe Mengen an Energien, während der Transport von Geld die Emissionswerte auf den Straßen in die Höhe treibt. Sogar routinemäßige Tätigkeiten wie die Echtheitsüberprüfung von Banknoten schlagen zum Thema Stromverbrauch spürbar zu Buche.

Dafür sind nach Ansicht der Forscher die Folgen für die Abfallentsorgung von Bargeld aufgrund der langen Lebensdauer des Geldes, das von Person zu Person weitergereicht wird, vernachlässigbar. 

Fortschritte bei der Geldverarbeitung

Da die negativen Umweltauswirkungen von Bargeld inzwischen bekannt sind und die technologischen Möglichkeiten zur Verfügung stehen, konnten Maßnahmen ergriffen werden, um den ökologischen Fußabdruck bei der Produktion von Bargeld zu reduzieren. So werden bei der Herstellung heute umweltverträgliche Materialien und Komponenten verwendet, als nachhaltig zertifizierte Baumwolle genutzt, Recyclingverfahren angewandt, der Energieverbrauch von Geldautomaten gesenkt und Verbote für die Entsorgung von Bargeld auf Mülldeponien verhängt.

Fazit: ökologisches Bezahlen ist möglich

Leider ist es schwierig zu sagen, welche Bezahlmethode am ökologischsten ist, weil mobile Bezahlmethoden und Debit- wie Kreditkarten ebenfalls mit technischen Infrastrukturen verbunden sind, was zum Ressourcen- und Energieverbrauch beiträgt. In puncto ökologischer Schädlichkeit übertreffen Kryptowährungen aufgrund ihrer Rechenintensität sogar den Bargeldverkehr.

Die EZB-Studie, nach der das Bezahlen mit Karten wie mit der beliebten Paysafecard um 36 Prozent weniger schädlich als Bargeld ist, liefert uns Anhaltspunkte, wie sich das Ideal vom ökologischen Bezahlen am ehesten verwirklichen lässt. Vielleicht trägt das Fazit der EZB nach ihrer Studie ein wenig zur Entspannung bei. Eine Person, die ein Jahr lang ausschließlich mit Bargeld bezahlt, hinterlässt lediglich einen ökologischen Fußabdruck, der mit einer einmaligen Autofahrt auf einer Route von 8 Kilometern vergleichbar ist.

Annette Yatsun

One thought on “Ist Bargeld ein Klimakiller?

  1. Danke für Ihren Beitrag. Einen wichtigen Aspekt möchte ich ergänzen:

    Beim Bezahlen mit Karte ist der Kunde im Schnitt bereit, mehr Geld auszugeben. Mehr Konsum, schlecht für die Umwelt. Wissenschaftler haben verschiedene Erklärungen: die Intransparenz des Zahlungsvorgangs, die Tatsache, dass man nichts sichtbar von sich geben muss für den Einkauf, oder die Bequemlichkeit (einmal dranhalten, schon bezahlt).

    Mehr:
    https://es.unisg.ch/de/blog/mobile-payment-beguenstigt-verschuldung/
    https://bargeldverbot.info/2022/07/20/geldbeutel-locker/

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