Keine CO2-Wende: Schlote rauchen wieder

Keine CO2-Wende: Schlote rauchen wieder
Foto; Pixabay CC(PublicDomain

Keine CO2-Wende: Schlote rauchen wieder

Steigende Emissionen statt nachhaltiger Emissionsminderung: Die Entwicklungen der Treibhausgasemissionen aus deutschen Kraftwerken im ersten Quartal lassen bereits erahnen, dass Deutschland schon in diesem Jahr die 2020er-Klimahürde wieder reißt.

Grafik: Agora-Energiewende

In den ersten drei Monaten des Jahres haben deutsche Kraftwerke gut zehn Millionen Tonnen CO2 mehr ausgestoßen als im ersten Quartal 2020. Rechnerisch reichen diese zusätzlichen Treibhausgasemissionen bereits aus, um wieder hinter das Klimaziel von 2020 zurückzufallen. 739 Millionen Tonnen CO₂ hatte die Bundesrepublik laut Schätzung des Umweltbundesamt 2020 insgesamt ausgestoßen und damit ihr Klimaschutzziel für 2020 übertroffen – um die Zielmarke von 40 Prozent Treibhausgasminderungen gegenüber 1990 zu erreichen waren Einsparungen in Höhe von 749 Millionen Tonnen CO₂ notwendig. Auf Corona-Effekte können die gestiegenen Emissionen aus der Stromproduktion allerdings nicht zurückgeführt werden.

Stürmischer Frühling 2020 brachte Treibhausgas-Entlastung

Ursächlich für den Anstieg der Emissionen im Stromsektor ist eine geringere Stromerzeugung aus Windkraft- und Solaranlagen, wodurch der Einsatz fossiler Kraftwerke zunahm. Im vergangenen Jahr 2020 war das erste Quartal besonders stürmisch, entsprechend hoch war die Stromerzeugung aus Windenergieanlagen. Im Vergleich dazu fiel die Windverstromung zwischen Januar und März 2021 knapp ein Drittel beziehungsweise 16 Terawattstunden geringer aus. Die Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien lag insgesamt etwa 18 Terawattstunden (beziehungsweise ein Viertel) unter dem Vorjahreswert – auch die Stromerzeugung aus den übrigen Erneuerbaren Anlagen war rückläufig. Der Anteil der Erneuerbaren an der gesamten Erzeugung war mit 39 Prozent deutlich geringer als noch im Vorjahr (50 Prozent).

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Demgegenüber legte die Stromproduktion von Braunkohle- und Gaskraftwerken um je ein Drittel beziehungsweise 6 Terawattstunden gegenüber 2020 zu. Die Steinkohleverstromung lag etwa 19 Prozent über dem Wert aus dem Vorjahr. Der Börsenstrompreis stieg um über 80 Prozent auf etwa 50 Euro je Megawattstunde. Im Vorjahr hatte dieser Preis aufgrund der hohen Erzeugungsmenge aus Erneuerbaren bei lediglich 27 Euro je Megawattstunde gelegen.

Der Exportüberschuss Deutschlands ging um etwa ein Viertel zurück im Vergleich zum Vorjahr. Vor allem in das Nachbarland Österreich wurde weniger Strom exportiert. Über die neue Stromleitung nach Norwegen, die seit Dezember 2020 in Betrieb ist, importiert die Bundesrepublik bislang mehr Strom als sie exportiert.

Deutschland kann sich beim CO2-Ausstoß keineswegs zurücklegen
https://youtu.be/832z9a-HDcM

Der Einbruch der Stromnachfrage im vergangenen Jahr in Folge des Pandemie-bedingten Lockdowns begann etwa Mitte März. Der Nachfrage-Rückgang wurde aber vor allem im zweiten Quartal spürbar. Entsprechend lag die Stromnachfrage zwischen Januar und März 2020 und 2021 auf ähnlichem Niveau. Der steigende Treibhausgasausstoß im ersten Quartal 2021 des Stromsektors ist somit weitestgehend Corona-unabhängig.  

Über die Entwicklungen der Treibhausgasemissionen in anderen Sektoren sind mit Blick auf den Stromsektor noch keine Rückschlüsse möglich. Einmal mehr wird jedoch deutlich, dass sich Deutschland keineswegs darauf ausruhen kann, das 2020er Klimaziel erreicht zu haben. Die aktuelle Entwicklung am Strommarkt liefert erste Anzeichen, dass die 2020er-Zielmarke schon bald wieder unterboten werden könnte. Der Ausbau Erneuerbarer Energien muss weiter dringend beschleunigt werden, um eine langfristige und dauerhafte Dekarbonisierung zu erreichen.

Fabian Hein
Referent bei Agora-Energiewende

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