Klima: Mehr Menschen sind nicht das (einzige) Problem

Klima: Mehr Menschen sind nicht das (einzige) Problem

rnd.de: Wie beeinflusst die wachsende Weltbevölkerung die Klimakrise? In der neuen Folge des RND-Podcasts „Klima und wir“ spricht der Demografie-Experte und Sachbuchautor Reiner Klingholz darüber, ob wir zu viel(e) sind für die Welt – und wie eine nachhaltige Existenz von fast acht Milliarden Menschen aussehen könnte.

Warum ist das Bevölkerungswachstum in Bezug auf den Klimawandel so ein umstrittenes Thema?

Die Frage, ob und wie viele Kinder Menschen haben, ist grundsätzlich eine sehr persönliche Angelegenheit. Mit Blick auf die Klimakrise kann man es aber so zusammenfassen: Mehr Menschen wollen immer mehr. Erstens wächst die Weltbevölkerung, und gleichzeitig wollen die Menschen in den armen Ländern aus guten Gründen mehr Wohlstand. Das führt dazu, dass viele dem Modell der westlichen Industrienationen folgen. Das kann auf einem Planeten mit begrenzten Ressourcen auf Dauer nicht funktionieren.

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Reiner Klingholz Screenshot: rnd.de

Eine platte Argumentation, während man gleichzeitig den menschengemachten Klimawandel leugnet. Sie vergessen, dass man Überbevölkerung auf zwei verschiedene Weisen definieren kann: Zum einen sprechen wir davon, wenn der Nachwuchs nicht mit dem versorgt werden kann, was es notwendigerweise zum Leben braucht – neben Nahrung zum Beispiel mit Schulen, Gesundheitsdiensten und Jobs.

Zum anderen geht es um Überkonsum. Überall in den reichen Nationen werden mehr Rohstoffe verbraucht, als im gleichen Zeitraum von den Naturkreisläufen nachgeliefert werden können. Und mehr Abfallstoffe in jeder Form – vom Kohlendioxid bis zu Grundwasserverschmutzungen – hinterlassen, als die Kreisläufe abbauen können. Diese Art der Überbevölkerung verursacht globale Probleme, die andere bestenfalls lokale. Ein Land wie Deutschland ist also auf andere Weise, aber viel stärker überbevölkert als Afrika.

Es geht also bei der Klimakrise gar nicht darum, dass weniger Menschen auf dem Planeten leben sollten?

Natürlich wäre es gut für das Klima, wenn es weniger Chinesen gibt – genauso wie es für das Klima gut wäre, wenn es weniger Deutsche oder Amerikaner sind. Oder aber, diese Hochverbrauchsländer begreifen, dass sie weniger oder gar nichts mehr emittieren, und dann ist die Zahl kein Problem mehr.

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