Klima-Zeitbombe: Aktivisten setzen auf radikale Aktionen

Klima-Zeitbombe: Aktivisten setzen auf radikale Aktionen

focus.de: Weltklimagipfel in Glasgow? Petitionen und Proteste für mehr Umweltschutz? Einigen Aktivisten reicht das nicht aus, um der Klimakrise wirklich etwas entgegenzusetzen. Sie bringen radikale Protestaktionen ins Spiel – und sprechen von gezielter Sabotage.

m Juli 2021 wird aus abstrakten Klimasorgen plötzlich erschreckende Realität. Denn es ist nicht nur der heißeste jemals gemessene Monat weltweit. Im Juli 2021 verlieren Tausende Menschen in Belgien, Österreich, der Schweiz, aber auch hierzulande ihr Zuhause, als eine Starkregen-Front West- und Mitteleuropa heimsucht. Mehr als 220 Menschen sterben in den Wassermassen der Jahrhundertflut, die meisten Opfer kommen aus Deutschland.

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Für Klimaaktivisten wie Hannah Lübbert ist die Hochwasserkatastrophe Symptom eines viel größeren Desasters. Die 20-Jährige engagiert sich seit knapp drei Jahren für den Umweltschutz, gerade nimmt sie als Zuschauerin am Weltklimagipfel in Glasgow teil.

„Wir sitzen auf einer tickenden Zeitbombe“, sagt sie. Um diese Bombe zu entschärfen, ist auch der Einsatz von Gewalt im Sinne gezielter Sabotage gerechtfertigt, findet Lübbert. „Durch Demonstrationen, Petitionen und auch den Klimagipfel passiert einfach zu wenig.“

Lübbert ist mit ihrer Ansicht nicht allein. Auch Tadzio Müller, der sich selbst als „Klimagerechtigkeitsaktivist“ bezeichnet und vor Jahren die Gruppe „Ende Gelände“ mitbegründet hat, sieht eine Verschärfung des Klima-Protests als notwendig an. „2021 gab es einen Kipppunkt in der Wahrnehmung der Klimakrise. Nicht mal Alarmisten wie ich hätten gedacht, dass im Ahrtal mehr als 130 Menschen sterben würden“, sagt er. Die Umweltkrise – plötzlich eine unmittelbare Gefahr für Leben, Eigentum und Gesundheit.

„Katastrophen wie jene im Ahrtal in Kombination mit einer Regierung, die nicht adäquat auf die Klimakrise reagiert, rechtfertigen meiner Meinung nach Regelbrüche, wie Blockaden oder auch friedliche Sabotage.“ Müller spricht schnell, manchmal überschlagen sich seine Worte. Genau wie Lübbert betont er immer wieder, dass keine Menschen zu Schaden kommen dürfen, nur Dinge. Er nennt das „legitime Notwehr“.

Bagger zu zerstören, die dabei helfen, ein Gaskraftwerk aufzubauen, oder gleich die Außerstandsetzung der ganzen Anlage – solche Protestformen sind für den 45-Jährigen vertretbar. Bei „Ende Gelände“, so erzählt er, wird bereits über verschiedene Sabotageformen diskutiert. Die Bewegung, die Müller mit anderen Aktivisten ins Leben gerufen hat, ist nicht unumstritten. Sie besteht aus 59 lokalen Gruppierungen und machte sich unter anderem einen Namen mit der Blockade des Braunkohletagebaus Garzweiler der RWE Power… weiterlesen

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