Klimawandel: Zunehmend „auf dem Trockenen“

Klimawandel: Zunehmend „auf dem Trockenen“
Wasser galt lange Zeit als ausreichend vorhanden in Deutschland. Wasserarmut war ein Phänomen ferner Länder – meist in wärmeren Regionen des Planeten. Die Crux: Seit sich der Klimawandel auch in Deutschland bemerkbar macht, klagen immer häufiger und immer mehr deutsche Kommunen – und deren Einwohnerinnen und Einwohner – dass sie auf dem Trockenen sitzen.
In den Sommermonaten drehen Wasserwerke den Hahn zu. Gartensprengen oder Auto waschen sind tabu, an Waldseen dümpeln Boote an morastigen Ufern – oft liegen sie gar auf Sand. Talsperren, die als Reservoir für Millionen Bürger Wasser speichern und für später bereithalten sollen, verzeichnen sinkende Pegel. In Österreich können Wasserkraftwerke wegen der Trockenheit „um ein Drittel weniger“ Ökostrom produzieren. Die örtlichen Versorger raten ihren Kunden sogar, sich ihren Strom am besten selbst zu produzieren – mit Fotovoltaikanlagen. Das minimiere Risiken. Und biete Sicherheit, wie ein Klick auf bit index ai.
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7.000 Liter Wasser-Verbrauch pro Person und Tag in Deutschland
Dabei spricht die Statistik eigentlich eine andere Sprache. In den zurückliegenden 30 Jahren ging der Verbrauch des wichtigsten Lebenselixiers in Deutschland zurück – von 147 Litern pro Kopf und Tag im Jahr 1990 auf heute rund 127 Liter pro Kopf und Tag.
Das jedoch ist nur die halbe Wahrheit. Wir verbrauchen nämlich viel zu viel Wasser. Forscher und Umweltschützer rechnen inzwischen all jene Wassermengen hinzu, die während der Produktion unserer täglich verwendeten Produkte oder der Lebensmittel, die wir essen, zum Wasserkonsum hinzu. Dann sprengt die Zahl unsere doch so gut geglaubte Bilanz: Dieses so genannte „virtuelle Wasser“ summiert sich auf immense 3.800 Liter pro Tag und Person! Das errechneten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.
Immerhin ist der gesamte Wasserfußabdruck aller in Deutschland lebenden Menschen so groß, dass wir dafür zweieinhalb Mal die Wassermenge des ganzen Bodensees verbrauchen.
Auch steigende Meerespegel bedrohen Wassersicherheit
Weltweit bedroht die Wasserknappheit etwa 4 Milliarden Menschen. Der Klimawandel bedroht die Wasserversorgung aber keinesfalls nur durch Dürren und daher ausfallende Ernten. Auch der steigende Meeresspiegel sorgt für Probleme beim trinkbaren Wasser. Denn hohe Pegelstände versalzen zunehmend das Grundwasser. Davor warnt etwa die Entwicklungs-NGO Oxfam.
Grundwasser bereitet auch in Deutschland zunehmend Forschenden Kopfzerbrechen. Allerdings, weil es zu niedrig ist. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sprechen bereits von Problemen bei der Wasserverteilung. Am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) am Müggelsee in Berlin spricht Professorin Dörthe Tetzlaff vom Zielkonflikt zwischen blauer und grüner Infrastruktur – „denn die Gewässer und Grünflächen in der Stadt benötigen Wasser“. Und das wird knapp.
Tetzlaff hat mit ihrem Team die Regeneration des Grundwassers nach den Dürre-Sommern der zurückliegenden Jahre erforscht und erkannt, dass den Böden in Brandenburg – dem ohnehin trockensten Bundeslands der Republik – trotz der Regenfälle des Frühjahrs noch immer gut 15 Prozent der Feuchte fehlt, die ein normales Vegetationswachstum erfordere. Es könne „bis zu vier Jahre dauern, bis sich das Grundwasser wieder erhole“, schreibt die Wissenschaftlerin.
pit