Kompensationen sind Teil des Klimaschutzes

Kompensationen sind Teil des Klimaschutzes
Foto: Climatepartner/Rafi Rodriguez

Kompensationen sind Teil des Klimaschutzes

Geld für den Klimaschutz: Kompensationszahlungen für unvermeidbare Kohlendioxid-Emissionen sollen helfen den Klimawandel zu bremsen. Tristan A. Foerster, Geschäftsführer von ClimatePartner, erklärt im Gespräch mit globalmagazin, warum diese Zahlungen mehr sind als Gewissensberuhigung oder Greenwashing und wie sein Unternehmen die Wirkungen von Kompensationszahlungen auf der ganzen Welt für besseren Klimaschutz ein- und umsetzt.

Früher galt der Widerspruch entweder Klimaschutz oder Profitabilität: Wie kann Klimaschutz Vertriebsmaßnahmen von Unternehmen stützen?

Tristan A. Foerster: Klimaschutz und Profitabilität sind längst kein Widerspruch mehr – ganz im Gegenteil: Klimaneutrale Produkte sind nicht nur gut für das Klima, sondern tragen zudem zur positiven Wahrnehmung des Unternehmens selbst bei, das sich mit ihnen auch klar im Markt differenzieren kann.

Klimaschutz ist also in Wahrheit auch umsatzfördernd?

Tristan A. Foerster

Das bestätigen uns immer mehr Unternehmen, und es lässt sich auch wissenschaftlich belegen: Bereits im vergangenen Jahr stellte eine Studie des NYU Stern Center for Sustainable Business fest, dass als nachhaltig vermarktete Produkte zwischen 2013 und 2018 mehr als die Hälfte des Marktwachstums ausmachten. Was damals schon erkannt wurde, wird durch aktuelle Entwicklungen wie die Fridays for Future-Bewegung oder ein insgesamt gesteigertes Verbraucherbewusstsein nur noch verstärkt.

Das heißt den eingangs zitierten Widerspruch gibt es gar nicht?

Man müsste es eher umdrehen: Wer sich dem Klimaschutz verweigert, gefährdet langfristig sein eigenes Geschäftsmodell.

Sind CO2-Kompensationen mehr als Greenwashing?

Auf jeden Fall. Hier zeigt sich ein Missverständnis, das wohl zum Großteil aus der Unwissenheit über den komplexen Ablauf von richtig durchgeführtem Klimaschutz herrührt: Er umfasst die Erstellung einer CO2-Bilanz, das Ableiten von Reduktions- und Vermeidungspotenzialen und schließlich den Ausgleich der unvermeidbaren Emissionen über zertifizierte Klimaschutzprojekte, die ihrerseits regelmäßig überprüft werden. Auf diese Weise entsteht eine komplexe Klimaschutzstrategie, die nachweisbare Ergebnisse liefert.

Sie setzen auf den Mehrwert Ihrer Klimaschutzprojekte: Was haben Unternehmen in Deutschland vom Artenschutz in den Tropen?

Hier muss man eine grundsätzliche Sache vorweg klären. Es ist physikalisch gesehen unerheblich, an welchem Ort der Welt Treibhausgase ausgeglichen werden, da diese sich ja global verteilen und sich auch ihre Reduzierung global auswirkt. Genau deshalb können bei uns entstehende Emissionen durch Klimaschutzprojekte in Afrika oder Südamerika kompensiert werden…

Das bedeutet?

Man muss hier in Systemen denken, dabei sind zwei Schlagworte zentral: Verantwortung und Konsequenz. Unternehmen und auch Verbraucher müssen sich der Verantwortung stellen, die sich aus den Konsequenzen ihrer Tätigkeiten ergibt. Wir sehen inzwischen an vielen Fällen, dass die von unserem Lebens- und Konsumstil verursachten Auswirkungen auf die globalen Ökosysteme auf kurz oder lang zu uns zurück kommen. Die Corona-Pandemie ist hierfür ja nur ein Beispiel. Ein anderes wäre die Plastikverschmutzung der Ozeane. Und auch die Artenvielfalt in den Tropen ist davon betroffen, wenn zum Beispiel Lebensräume minimiert werden und der Druck auf diese Ökosysteme weiter steigt. Im ganzheitlich gedachten Klimaschutz ist die Unterstützung eines Klimaschutzprojektes daher nur ein Teil der Lösung…

Und der andere Teil ist?

…die Lösung wird im besten Fall durch Maßnahmen ergänzt, die ein Unternehmen bei sich selbst vornimmt, wie zum Beispiel die Vermeidung und Reduzierung von Emissionen. Das kann sich dann so äußern, dass beispielsweise alternative Rohstoffe verwendet, Lieferketten neu gedacht oder auch Produktionsweisen geändert werden.

(Wie) Hat die Corona-Debatte die Klimaschutzprojekte verändert?

Wenn man von einer Auswirkung der Corona-Krise auf die Klimaschutzprojekte sprechen kann, dann vor allem in Bezug auf die Wahrnehmung und Erkenntnis, dass beide Bereiche miteinander vernetzt sind und sich auch gar nicht voneinander trennen lassen: Klimaschutzprojekte leisten ja viel mehr als den eigentlichen CO2-Ausgleich. Sie sind Sozial- und Entwicklungsprojekte vor Ort, sie bieten den Menschen Hilfe zur Selbsthilfe, und sie sind eben oft auch Gesundheitsschutz – das zeigt sich bei den Projekten für sauberes Trinkwasser, die sowohl die Hygienesituation verbessern und zugleich die Freisetzung von CO2-Emissionen verhindern. Es gibt darüber hinaus auch Berichte, die einen Zusammenhang zwischen Luftverschmutzung und erhöhter Sterblichkeit von Corona-Patienten feststellen. Auch hier gilt: je mehr CO2 vermieden werden kann, desto mehr zahlt es sich auf die Gesundheitssituation aus.

Sie spielen auf die Vernetzung alldieser Probleme an?

Grundsätzlich wird auch hier wieder deutlich, dass wir in Systemen denken müssen. Es geht nicht um entweder-oder, sondern um eine umfassende, ganzheitliche Herangehensweise….

Zum Beispiel?

Am besten auf den Punkt bringen es die 17 Nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen, die UN SDGs. Sie bündeln Umwelt-, Sozial- und Wirtschaftsziele und sehen in ihnen die Leitlinien für eine gesunde und gerechte Zukunft. Indem wir Unternehmen helfen, durch klimaneutrale Produkte und die Unterstützung von Klimaschutzprojekten ihrer Verantwortung nachzukommen, kommen wir dieser Zielsetzung näher und verbessern die Lebensbedingungen vieler Menschen.

pit

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