Laisser-faire im Garten hilft Schmetterlingen

Laisser-faire im Garten hilft Schmetterlingen
Foto: Ingo Arndt

Laisser-faire im Garten hilft Schmetterlingen

Sie begeistern: Schmetterlinge faszinieren ihre Beobachter durch ihre Schönheit und bunte Vielfalt, durch ihre Leichtigkeit, mit der sie über Sommerwiesen tanzen. Die beiden Autoren Veronika Straaß und Claus-Peter Lieckfeld haben die Flatterinsekten zudem mit ihrem Wesen und ihren Einzigartigkeiten begeistert – so sehr, dass die beiden Naturjournalisten den Insekten einen großformatigen Prachtband widmeten. Gemeinsam schrieben sie kenntnisreiche Texte zu den einzigartigen Aufnahmen, mit denen der Fotograf Ingo Arndt die Leserinnen und Leser in die Welt der Schmetterlinge entführt und sie begeistert. Die drei publizieren ihr Buchs „Überflieger“, in dem sie „Die vier Leben der Schmetterlinge“ (Unterrtitel) vorstellen und erklären. Sie zeigen die Pracht ebenso wie die Fragilität der Tiere die vom Ei zur Raupe, zur Puppe bis zum Schmetterling tatsächlich vier ganz unterschiedliche Stadien durchlaufen – jedes mit anderen Herausforderungen, Chancen und Risiken.

Gabelschwanzraupe Foto: Ingo Arndt

Ein Bilderbuch zum anschauen und darin schwelgen. Es vermittelt aber auch viel Wissen über die allen Menschen scheinbar bekannten und doch weitgehend unbekannten Wesen, die uns an warmen Sommertagen Freude bereiten – oft allein durch ihren Anblick auf einer Blumenwiese. Es hilft, die Welt der zarten Geschöpfe besser zu verstehen ud zu erkennen, warum sie bedroht ist. Im Interview mit globalmagazin erklären Vroni Straaß und Claus-Peter Lieckfeld auch, wie wir alle helfen können, die Welt der Schmetterlinge – und damit die Tiere – besser zu schützen.

Gibt es einen Lieblingsfalter, der Euch spontan einfällt – und warum ist das so?
Claus-Peter Lieckfeld (CP): Der Hornissen-Glasflügler. Ein Schmetterling der fast exakt wie eine Hornisse aussieht. Wenn man versuchen wollte, die phantastische Kostümschneiderei der Natur auf den Punkt zu bringen, dann könnte dieser Punkt sehr wohl diese Schein-Hornisse sein.

Veronika Straaß (Vroni): Die Ameisenbläulinge. Ihre Raupen duften ab einem bestimmten Entwicklungsstadium so unwiderstehlich nach Honigtau, dass sie von Ameisen in ihre Kolonie getragen werden. Dort sondert die Raupe unaufhörlich Honigtau ab, frisst aber nebenher unbemerkt Eier und Larven der Gastgeber. Unglaublich, wie sich etwas so Raffiniertes in der Evolution entwickeln konnte!

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Was ist für Euch das Faszinierende an den Tieren: die Oprik, oder das Detailwissen, das Ihr über diese filigranen Geschöpfe zusammengetragen habt.
CP: Beides. Der Schwalbenschwanz ist betörend schön. Faszinierend fand ich, dass einige Schmetterlinge die Ortungsrufe von jagenden Fledermäuse nicht nur erkennen können, sondern deren Suchsystem auch wirksam stören können.

Vroni: Beides gehört zusammen. Viele Details der Optik haben wir erst richtig wahrgenommen, nachdem wir mehr über die Funktion recherchiert hatten. Man sieht, was man (er)kennt. Die Flügelschuppen zum Beispiel: Wenn man erfährt, wie unglaublich raffiniert sie aufgebaut sind, wie die Farben entstehen und wie sich die Muster zusammensetzen, die dann wiederum in der innerartlichen Kommunikation oder der Tarnung eine wichtige Rolle spielen, bekommt das Staunen noch einmal eine andere Dimension.

Worin liegt aktuell die Bedrohung für Schmetterlinge: Klimawandel, Landschaftsveränderung/Nutzung, Chemikalieneinsatz?
CP und Vroni: An all dem und noch einigem mehr (Lichtverschmutzung der Nacht, zum Beispiel). Aber Experten sind sich einig, der „tödlichste“ Faktor ist die Lebensraumvernichtung.

Wie kann jede und jeder von uns die Überlebenschancen der Schmetterlinge verbessern helfen?
CP: Schmetterlingsfreundliche Pflanzen im Garten sind schon mal deutlich mehr als nur Good will-Aktionen. Ich schlage vor, dass sich Natur-/Schmetterlingsfreunde zusammentun und gemeinsam etwas landwirtschaftliche Fläche pachten, die – mit Expertenhilfe (ohne die geht es nicht!) – zu einer Blühwiese umgestaltet wird.

Vroni: Wer Schmetterlinge um sich haben will, hat mit einer gewissen laisser-faire-Haltung schon eine Menge gewonnen. Sogenannte unordentliche Gartenecken sind für Schmetterlinge und andere Insekten lebenswichtig. Dürre Stängel, die den Winter über stehenbleiben, langsam verrottende Zweighaufen, blühende Wildstauden (die viel zu oft „Unkraut“ genannt werden) – all das macht Gärten zum Lebensraum für die Sommervögel.

pit

Ingo Arndt (Fotos) mitVeronika Straaß (Text),
Claus-Peter Lieckfeld (Text)
Überflieger
Die vier Leben der Schmetterlinge
144 Seiten140 großformatige Abbildungen
Dölling u. Galitz Verlag2022
ISBN 13: 978-3-86218-150-6
29.90 €

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