Land setzte „heimlich“ auf erneuerbare Energien
Land setzte „heimlich“ auf erneuerbare Energien
efahrer.chip.de: Ein Land in Südamerika hat die Energiewende in nur 15 Jahren geschafft. Den Plan dafür entwickelte ein Atomphysiker. Das Besondere: Er entschied sich gegen die Atomkraft. Abseits der Weltöffentlichkeit versorgt sich Uruguay heute zu über 90 Prozent aus Erneuerbarer Energie.
Die Energiewende ist eine globale Herausforderung. Wie man das Ziel jedoch erreicht, liegt in der Hand der einzelnen Länder. Während sich die großen Industrienationen mit Konferenzen und Diskussionen beschäftigen, schaffte ein unscheinbares Land die Umstellung auf Erneuerbare Energien im Stillen. Das Nachrichtenportal The Guardian fasste die Energiewende in Uruguay in einem aktuellen Beitrag zusammen. Die Geschichte des Umbruchs ist vor allem auch die Geschichte eines Atomphysikers, der sich gegen die Atomkraft entschied.
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Vor gut 15 Jahre basierte die Energiewirtschaft in Uruguay auf importiertem Erdöl. Der plötzliche Preisanstieg belastete das Land mit 3,5 Millionen Einwohnern so stark, sodass der damalige Präsident Tabaré Vázquez nach Lösungen suchte. So traf er auf den Atomphysiker Ramón Méndez Galain, der einen Plan für die Energiewende des Landes aufstellte. „Ich hatte 14 Jahre lang im Ausland gearbeitet, und als ich zurückkam, gab es diese Energiekrise, aber die einzige Lösung, die die Leute anboten, war, ein Atomkraftwerk zu installieren – das war alles“, erklärt Galain. „Ich war Atomphysiker und dachte, ich könnte dieses Problem ein wenig verstehen.“ Umso interessanter ist es, dass sich der Wissenschaftler gegen den Ausbau der Kernkraft stellte. Stattdessen präsentierte er einen Plan, der fast ausschließlich auf Windkraft setzt. Kurz darauf erhielt er eine Einladung des Präsidenten für den Posten des Energieministers in Uruguay. Die Aufforderung beschreibt der Physiker heute mit nur einem Wort: „Verrückt!“. „Aber ich tat etwas noch Verrückteres: Ich habe angenommen“, ergänzt er.
Eine beispiellose Erfolgsgeschichte
Im Nachhinein stellt sich heraus, dass die Aufstellung von Ramón Méndez Galain zum Energieminister alles andere als ein Fehler war. Das Land bezieht zwischen 90 und 98 Prozent seines Energiebedarfs aus Erneuerbaren Energien. Heute arbeiten 50.000 Menschen mehr im Energiesektor als zuvor. Deshalb geht es Uruguay heute wirtschaftlich besser denn je. Das Land besitzt das höchste Brutto-Inlands-Produkt des Kontinents. Die Mittelschicht wuchs im Zuge der Energiewende stark. Dadurch schrumpfte die Armutsquote von 60 Prozent auf gerade einmal 10 Prozent.
Klimaschutz als Nebeneffekt
Für die Umstellung auf Windkraft baute das Land rund 50 Windparks. Zusätzlich ließ Galain die Wasserkraft ausbauen. Die Überzeugungsarbeit stützte der Atomphysiker nicht auf den Klimawandel. „Ich habe den Leuten gesagt, dass dies die beste Option ist, selbst wenn sie nicht an den Klimawandel glauben. Es ist die billigste und nicht abhängig von verrückten Schwankungen (der Ölpreise, Anm. d. Red.).“
Trotz der nahezu autarken Stromversorgung in Uruguay sanken die Energiekosten für die Einwohner kaum. Mit dem Lebensstandard stieg auch der Energieverbrauch… weiterlesen