Mit kreativen Ideen die Verkehrswende schaffen
Mit kreativen Ideen die Verkehrswende schaffen
zeit.de: Nahverkehr zum Sparpreis oder eine Prämie fürs Autoabschaffen: Städte und Gemeinden werden kreativ, um die Menschen aus den Autos zu locken. Doch reicht das aus?
Die Zeit drängt. Wenn Deutschland seine Klimaziele erreichen will, muss der private Autoverkehr deutlich zurückgehen. Noch wächst die private Pkw-Flotte jedoch, und E-Autos bleiben die Ausnahme. Beim Versuch, den Trend umzukehren, werden manche Städte und Gemeinden kreativ. In Denzlingen, elf Kilometer von Freiburg entfernt, gilt seit 2020: Wer sein Auto mit Verbrennungsmotor abschafft, erhält einen Gutschein von bis zu 500 Euro für den Kauf eines E-Bikes, E-Lastenrads oder einen Einkaufsgutschein für lokale Unternehmen.
45 Privatwagen wurden über die Prämie in den vergangenen zwei Jahren abgeschafft. „Rund 100 Tonnen CO₂ hat Denzlingen eingespart“, rechnet Markus Hollemann vor, Bürgermeister der Gemeinde. Das ist ein Anfang, reicht aber nicht. 16.000 Tonnen CO₂ müsste sein Ort von 2020 bis 2030 im Verkehr einsparen, um die Klimaziele im Verkehr zu erreichen. Doch auch in Denzlingen gibt es immer mehr Autos pro Haushalt.
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Dabei können die Menschen in der badischen Kommune vieles ohne Auto erledigen. In einem Vier-Kilometer-Radius ist alles im Ort zu erreichen. Fast im Zehn-Minuten-Takt fahren Bahn und S-Bahn ins elf Kilometer entfernte Freiburg. „Für die 5.700 Berufspendler ist der Umstieg nur auf Bus und Bahn schwer“, sagt Hollemann. Er hofft, dass langfristig mehr Pendelnde aufs Fahrrad oder E-Bike umsteigen. Insbesondere, wenn erst der Radschnellweg RS6 die Gemeinde Denzlingen im Süden mit Freiburg und im Norden mit Waldkirch und Emmendingen verbindet.
Mobilitätsflatrate in Augsburg
Auch in Augsburg hat man sich etwas überlegt. Seit 2020 können die Menschen in der City kostenlos Tram und Bus fahren. Schon 2019 haben die Stadtwerke Augsburg zudem eine Mobilitätsflatrate eingeführt. Damit können Abonnentinnen und Abonnenten im gesamten Stadtgebiet für einen Fixpreis kostenlos Bus und Bahn fahren sowie Bike- und Carsharing nutzen. Je nach Paket kostet die Flatrate inzwischen 70 bis 120 Euro im Monat und umfasst beim Carsharing bis zu 360 Stunden Autofahren oder 3.600 Pkw-Kilometer im Jahr.
„Die Resonanz bei der Testphase und bei der Einführung im Herbst 2019 war gut“, sagt Michael Neßler, Leiter Kundenmanagement bei den Stadtwerken. Doch mit dem ersten Corona-Lockdown im Frühjahr 2020 blieben Neukunden weg. Als das 9-Euro-Ticket kam, wurde die Flatrate angepasst. Mit dem Auslaufen des Tickets sei die Nachfrage jedoch zurückgegangen, sagt Neßler: Die Menschen hätten abgewartet, wie der bundesweite Nachfolger aussehen könnte. Auf den haben sich die Verkehrsminister erst vergangene Woche in Grundzügen geeinigt.
Drei-Euro-Ticket in Heidelberg
Die Stadt Heidelberg wollte nicht länger auf die Entscheidung warten. Seit September kostet das Monatsticket im gesamten Verkehrsverbund Rhein-Neckar drei Euro für Kinder, Jugendliche, Schülerinnen, Schüler und Menschen mit niedrigem Einkommen. Der Einführung war eine Testphase im Frühjahr 2022 vorangegangen. Damals war der ÖPNV an vier Samstagen im Stadtgebiet kostenlos. Das Angebot kam gut an. „Wir hatten 15 bis 23 Prozent mehr Fahrgäste als an den Samstagen vor und nach dem Angebot“, sagt Eckart Würzner, Oberbürgermeister von Heidelberg. Gleichzeitig sei die Zahl der Autos auf den Hauptverkehrsstraßen um rund acht Prozent gesunken… weiterlesen