Mit Wasser bewusster umgehen

Mit Wasser bewusster umgehen
Steffi Lemke Foto: Wikimedia Commons 4.0
Steffi Lemke MdB, Buendnis 90/Die Gruenen im Bundestag

Mit Wasser bewusster umgehen

n-tv.de: Lemke redet Klima-Klartext: „Wir müssen uns auf Zeiten mit zu viel Hitze vorbereiten.“ Hitze und Trockenheit setzen Menschen, Natur und Landwirtschaft immer stärker zu. Im Interview mit ntv.de warnt Umweltministerin Lemke, dass Deutschland nur unzureichend auf den Klimawandel vorbereitet ist – und fordert mehr Engagement nicht nur in den Kommunen, sondern auch in einzelnen Ministerien.

ntv.de: Frau Lemke, nach Gas wird in Deutschland inzwischen auch Wasser knapp. Müssen wir bald nicht nur kalt, sondern auch kürzer duschen?

Steffi Lemke: Dass wir in heißen Sommern bewusster mit Wasser umgehen müssen, ist keine ganz neue Entwicklung. Aber inzwischen gab es so viele Jahre mit zu wenig Regen, dass sich mancherorts die Grundwasserstände im Winter nicht mehr auffüllen. Dürreereignisse werden in Zukunft häufiger werden und länger andauern. Die Dürre ist eine Bedrohung für die Natur in Stadt und Land sowie für die Landwirtschaft, die Hitze bedroht unsere Infrastrukturen und uns Menschen.

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Letztes Jahr hat das Umweltbundesamt die Klimawirkungs- und Risikoanalyse für Deutschland vorgelegt. Darin zeigen die Forscher, dass bei einer ungebremsten Klimakrise die Risiken durch Hitze, Trockenheit und Starkregen im gesamten Bundesgebiet massiv zunehmen. Wie sich das in einzelnen Regionen auswirkt, kann man nicht hundertprozentig genau prognostizieren. Grundsätzlich müssen wir uns auf Zeiten mit zu wenig oder zu viel Wasser und mit zu viel Hitze vorbereiten.

Also doch kürzer duschen?

Die Trinkwasserversorgung ist in Deutschland nicht gefährdet. Damit das auch in Zukunft so bleibt, soll jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten einen Beitrag zum Wassersparen leisten. Wir brauchen einen bewussten Umgang mit der Ressource Wasser. Und wir benötigen eine Wasserstrategie, die sich mittel- und langfristig stärker auf die Folgen der Klimakrise ausrichtet.

Am Tesla-Standort Grünheide bei Berlin dürfen neu Zugezogene nicht mehr als 105 Liter Wasser pro Tag verbrauchen. Bahnt sich hier ein Verteilungskampf ums Wasser an?

Die Wasser-Problematik um die Tesla-Fabrik macht deutlich, welche Konflikte bei diesem Thema auftauchen können – und dass in der Vergangenheit bei Entscheidungen möglicherweise zu wenig auf Wasserressourcen geachtet wurde.

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft befürchtet für diesen Sommer eine steigende Belastung der Kliniken – nicht nur wegen Personalnot infolge von Corona, sondern wegen hitzebedingter Krankenhausfälle. Ist Deutschland gut genug auf die Veränderungen vorbereitet, die der Klimawandel bringt?

Nein, das sind wir nicht. Wir sind zu lange davon ausgegangen, dass wir noch Zeit haben. Es gibt zwar die Klimaanpassungsstrategie aus dem Jahr 2008. Aber das war noch eine andere Realität. Erst die heißen Sommer seit 2018 mit ihren hohen Zahlen an Hitzetoten und spürbaren Veränderungen in der Natur haben ein Umdenken bewirkt. Seitdem lernen wir in Deutschland, dass die Klimakrise dauerhaft ganz konkrete, katastrophale Auswirkungen auch für uns hat. Daher passen wir gerade die Anpassungsstrategie dieser neuen Realität an. Und mein Ministerium fördert Klimaanpassungsmaßnahmen in sozialen Einrichtungen, wie auch in Krankenhäusern.

Wie kann diese Anpassung aussehen?

Jede Kommune steht vor anderen Herausforderungen. Eine Millionenstadt wie Berlin kämpft mit der Überhitzung, ländliche Regionen erleiden langanhaltende Trockenperioden, und Starkregenereignisse können sich im Mittelgebirge wie dem Ahrtal fatal auswirken. Jede Kommune muss die Klimaanpassung angehen, die zu ihr passt. Hauptsache, sie geht sie an. Damit das gelingt, unterstützt das BMUV seit vielen Jahren innovative Projekte der Klimaanpassung. Seit diesem Jahr können Kommunen den Einsatz von Anpassungsmanagerinnen und -managern fördern lassen. Diese Fachleute bringen die Klimaanpassung in Kommunen mit Konzepten und konkreten Maßnahmen voran. Das Zentrum KlimaAnpassung ist seit einem Jahr die zentrale Anlaufstelle für Kommunen und soziale Einrichtungen. Dort finden Städte und Gemeinden Expertenberatung und Schulungen für ihre Beschäftigten.

Warum gibt es keinen nationalen Hitze-Aktionsplan?

Die Erstellung von Hitze-Aktionsplänen liegt in der Verantwortung der Länder und Kommunen. Wir unterstützen sie dabei. Einige haben solche Pläne, etwa Dresden und Köln. Allerdings werden seit einigen Jahren andauernde Hitzewellen häufiger, und sie stellen Kommunen vor immer größere Probleme. Daher lasse ich aktuell untersuchen, wie der Bund über einen nationalen Aktionsplan die lokalen Initiativen besser unterstützen kann… weiterlesen

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