Natur- und Klimaschutz schützen auch vor Viren

Natur- und Klimaschutz schützen auch vor Viren
Foto: Pixabay CC/PublicDomain/Syaibatul Hamdi

Natur- und Klimaschutz schützen auch vor Viren

Die Aussicht klingt düster: Forscher kennen nicht nur gut 30.000 Arten krankmachender Viren. Sie warnen auch davor, dass der Raubbau an der Natur und der Klimawandel die Gefahr weiter steigert, weil immer mehr dieser Organismen neben Wildtieren jetzt auch auf Menschen angreifen und – wie jetzt Corona – Angst verbreiten sowie die Wirtschaft schwächen und sogar lahm legen.

Eine Sicht, die auch Bundesumweltministerin Svenja Schulze teilt. „Mit zunehmender Naturzerstörung steigt das Risiko von Krankheitsausbrüchen bis hin zu Pandemien“, lässt sie per Pressemeldung mitteilen. „Daher ist ein engagierter Naturschutz in vielen Weltregionen ein wichtiger Schlüssel, um neuen Infektionskrankheiten vorzubeugen.“

Der Epidemiologe Seth Berkley, Chef der Global Alliance and Vaccination Initiative (GAVI), ist sicher, dass dies so kommt: „Erst HIV, dann SARS, MERS und Ebola, jetzt COVID-19“, zitiert ihn das Wirtschaftsmagazin Forbes auch eine Studie, mit der Wissenschaftler den Ausbreitungsweg des aktuellen Virus von Fledermäusen über andere Tiere bis zum Menschen dokumentieren. Berkley nennt dies eine „evolutionäre Sicherheit“ und ist daher laut dem Magazin überzeugt: „Es wird so weiter gehen.“

Habitatzerstörung, dichte Besiedlung und Klimawandel begünstigen Virenausbreitung

Waldrodungen zerstörten den Lebensraum vieler Tiere, nennt Berkley eine der Ursachen. Das beengte Leben vieler Menschen in Slums und Megastädten, ist für ihn die nächste und der Klimawandel begünstige die Ausbreitung, weil mehr Insekten als Überträger über den Planeten schwirren können.

„Mit der Zerstörung von Ökosystemen zerstören wir auch unsere Lebensgrundlage wie die Corona-Epidemie zeigt. Darum müssen wir uns gemeinsam für einen transformativen Wandel unserer Gesellschaft zum Schutz unserer Lebensgrundlagen einsetzen“, betont Professor Josef Settele vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ. Er ist der Ko-Vorsitzende des Globalen Berichts des Weltbiodiversitätsrats IPBES. In seinem neuesten Bericht kommt IPBES zum Ergebnis: „Der Erhalt intakter Ökosysteme und ihrer typischen Biodiversität kann das Auftreten infektiöser Krankheiten generell reduzieren.“

Wissenschaftler hätten auf diesen Zusammenhang bereits 2018 in einer Publikation verwiesen, sagt Seth Berkley. Die aktuelle Lage sei also keinesfalls überraschend und unerwartet.

„Forscher hatten so einen Virus schon länger auf dem Radar

Der US-Virologe Dennis Carroll war Direktor für Influenza-Pandemien und neu auftretende Bedrohungen bei der US-Behörde USAID und sieht das rapide Bevölkerungswachstum als eine der Hauptursachen für das Übergreifen von Viren auf Menschen. Wenn die Menschheit den Proteinbedarf weiter auf die bisherige Weise decke, werde die Gefahr des Virenübergreifens rasant wachsen, sagte er im Deutschlandfunk.

Ob wir dauerhaft mit der Gefahr von Pandemien leben müssen, sei eine Frage unserer Lebensweise: Und die können wir ändern. Und das hat nicht nur damit zu tun, dass wir mit einer anderen Lebensweise die Gefahr von Pandemien verringern können. Wenn wir uns die Aspekte und Ursachen des Klimawandels anschauen, stellen wir fest, dass auch dies zu einem großen Teil auf die Änderung von Landnutzung zurückzuführen ist. Wir müssen uns also weder an die Gefahr durch Viren gewöhnen, noch an das Szenario des Klimawandels. Nichts davon ist unvermeidbar. Als Weltgemeinschaft hat es ja Diskussionen darüber gegeben, was eigentlich getan werden müsste. Was es bislang nicht gibt, ist der notwendige und weit verbreitete politische Wille, um die Dinge zu tun, die notwendig sind.?

Dennis Carroll im Gespräch mit Peter Sawicki

pit

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