Neue Grünen-Spitze: Kein leichtes Erbe

Neue Grünen-Spitze: Kein leichtes Erbe

tagesschau.de: Ricarda Lang möchte Klimaschutz und Soziales vereinen. Omid Nouripour will, dass die Grünen „wieder in der K-Frage mitspielen“. Das neue Spitzenduo der Grünen hat große Ambitionen. Doch sie treten kein leichtes Erbe an.

Es ist für gewöhnlich dieser Moment, in dem schöne Bilder entstehen sollen: Parteitag, eine neue Parteispitze wird gewählt, herbei mit den Blumensträußen! Die Delegiertenschar hält es nicht mehr auf ihren Plätzen, tobender Applaus im Stehen.

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Es sind Bilder für die TV-Nachrichten und Social-Media-Kanäle, die den Wechsel, die Aufbruch dokumentieren sollen. An diesem Samstagnachmittag im Berliner Velodrom macht die Corona-Pandemie der Parteitagsregie gleich doppelt das Leben schwer.

Jubelmassen dürfen nicht in die Halle. Das setzt der Euphorie schon mal Grenzen. Obendrein muss sich wegen einer Corona-Infektion die Kandidatin für den Bundesvorsitz, Ricarda Lang, von daheim zuschalten.

Omid Nouripour ist da im Velodrom. Um kurz nach 13 Uhr wird er gesichtet. Schnell kommt Hektik in die Gruppe der Kameraleute. Sie werden ausführlich Gelegenheit bekommen, den angehenden Parteivorsitzenden zu filmen und zu fotografieren. Nur eben das gemeinsame Bild des Duos Lang/Nouripour auf der Bühne gibt es nicht.

Um kurz nach 16 Uhr erscheint Lang auf der Videoleinwand. Sie hält ihre Rede aus dem Zimmer ihres Mitbewohners. Es ist eine kämpferische Rede. Eines wird schnell klar: Lang will sich nicht gegen die Regierung in Stellung bringen: „Regieren ist doch keine Bestrafung. Das ist eine Chance.“ Es passt gut zu dem, was Annalena Baerbock und Robert Habeck am Abend gesagt haben: Kompromisse. Besser selbst Einfluss haben, als nur auf Parteitagen die Regierung kritisieren.

Lang ruft den Delegierten aus der digitalen Isolation zu: „Wir sind bereit hart zu arbeiten – für jeden Cent, der in die Kindergrundsicherung fließt, für jedes Windrad, das neu aufgebaut wird.“ Die 28-Jährige, Tochter einer alleinerziehenden Mutter, will die „Verbindung von Klimaschutz und Gerechtigkeit“ zur Grundlage der grünen Politik machen.

Mehr sozialpolitische Glaubwürdigkeit hat sich auch Nouripour als Ziel gesetzt. Steigende Energiepreise bereiten Sorgen, und doch muss die Energiewende vorankommen. Der Mann, der seinen Wahlkreis in Frankfurt direkt gewann, hat zwei Gegenkandidaten. Doch die bleiben Außenseiter.

Nouripour beschwört das Team-Gefühl und ruft das ambitionierte Ziel aus, „wieder bei der K-Frage mitspielen“ zu wollen. Doch das geht nicht ohne den Blick zurück: die Fehler des Wahlkampfes aufarbeiten und die Partei fit zu machen für die vielen Neumitglieder. Als ersten Schritt beschloss die Partei, dass es mehr Mitglieder braucht als bisher, um einen Antrag zu stellen. Im vergangenen Juni hatten – mitten im Wahlkampf – Tausende von Änderungsanträgen Bundesgeschäftsstelle und Vorstand massiv in Beschlag genommen.

Ricarda Lang hat ihr Ergebnis als Erste. Eine Gegenkandidatin gibt es nicht. Am Ende bekommt sie rund 76 Prozent der Stimmen. Ein gutes, aber kein herausragendes Ergebnis. Die Grünen wählen die jüngste Parteivorsitzende ihrer Geschichte. Nouripour fährt knapp 83 Prozent ein… weiterllesen

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