Nordsee-Bohrinseln – Tickende Zeitbomben
Nordsee-Bohrinseln – Tickende Zeitbomben
Mit über 400 Plattformen der Öl- und Gasindustrie ist die Nordsee zu einer riesigen Industrielandschaft verkommen, die Klima und Meer enorm belastet. Ein aktueller Greenpeace-Bericht zeigt, dass die Öl- und Gasplattformen in der Nordsee allein im Jahr 2017 30 Millionen Tonnen CO2 ausstießen, was mit den CO2 Emissionen von Estland (2017: 20,9 Millionen Tonnen) und Lettland (2017: 11,3 Millionen Tonnen) zusammengenommen vergleichbar ist. Zusätzlich verschmutzen sie das Meer mit 9200 Tonnen Öl und 182.000 Tonnen Chemikalien durch den regulären Betrieb, was einem jährlichen Tankerunglück entspricht.
Umweltschützer fordern daher schon seit langem einen schnellen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen auf europäischer Ebene und effektiven Schutz für Klima und Meere. Um die Nordsee grün und nachhaltig zumachen, müsste ein baldiger Ausstieg aus der Öl- und Gasförderung erfolgen. Der Preiskampf und die Folgen der Corona-Kriese währen sicherlich eine Chance dafür.
Aber danach sieht es zur Zeit noch nicht aus, betrachte man sich zum Beispiel die Pläne des Ölkonzerns Shell. Dieser will seine Plattformen Brent B, C und D abwracken. Der Abbau der enormen Infrastruktur ist ein kostspieliges Unterfangen und die britische Regierung beabsichtigt die Pläne von Shell zu billigen, den Stahlmantel und die Betonsockel der Plattformen stehenzulassen. Die Pläne haben nicht nur in Deutschland Alarm geschlagen, auch Schweden, Belgien, die Niederlande, Luxemburg und die EU haben deswegen Beschwerde eingereicht.
In den Betonsockeln der drei Bohrinseln, die Shell in den 1970er-Jahren nahe der Shetlandinseln errichtet hat, befinden sich noch geschätzt 11.000 Tonnen an Rohöl und Giftstoffe. Laut der Beschwerde sind diese Bohrinseln eine „tickende Zeitbombe“, da die Giftstoffe auslaufen und in die Nordsee fließen könnten. Nach Ansicht der beschwerdeführenden Länder, verstößt das Vorhaben von Shell gegen OSPAR. OSPAR steht für „Oslo“ und „Paris“ und ist ein völkerrechtlicher Vertrag zum Schutz der Nordsee und des Nordostatlantiks und ist zuständig für alles, was in die Nordsee oder den Nordatlantik eingeleitet, versenkt oder auf andere Weise eingebracht wird. Dazu gehören auch Windenergieanlagen und Bohrinseln.
Greenpeace will, mit den Schiffen Esperanza und Rainbow Warrior vor Ort, die Zerstörung des Meeres und die Belastung des Klimas durch die Öl- und Gasindustrie weiter dokumentieren.
hjo