Patent auf Schimpansen verboten

Patent auf Schimpansen verboten
Erfolg für die Schimpansen: Aus ethischen Gründen hat das Europäische Patentamt (EPA) zwei Patente auf gentechnisch veränderte Menschenaffen jetzt für ungültig erklärt. „Alle Ansprüche auf gentechnisch veränderte Versuchstiere müssen aus den betroffenen Patenten gestrichen werden“, freuen sich Tierfreunde.
Die Technische Beschwerdekammer des EPA entsprach mit Ihrer Entscheidung Einsprüchen und Beschwerden eines breiten Bündnisses von Tier- und Umweltschutzorganisationen.
Breites Bündnis kämpfte gegen die Patentierung von Affen
Das europäische Patentrecht verbietet Patente auf die genetische Veränderung von Tieren, wenn daraus Tierleid resultieren kann. Einzige Ausnahme sind laut einer aktuellen Pressemeldung des Gentech-Gegnerbündnisses, Fälle, in denen tatsächlich ein erheblicher medizinischer Nutzen vorliegt. Ein solcher aber war nach Ansicht des EPA nicht vorhanden.
Es ist das erste Mal, dass das PAtentamt diese Regel so restriktiv auslegt. Die Entscheidung ist laut Aussage der Patentgegner auch für andere Fälle bindend.

Die Beschwerde wurden 2012 und 2013 eingelegt und betreffen Patente der US-Firma Intrexon (EP1456346 und EP1572862), die heute Precigen heißt. In den Patenten werden gentechnisch veränderte Schimpansen und andere Tierarten als ‚Erfindung‘ beansprucht, die für Tierversuche verwendet werden sollen. In das Erbgut dieser Tiere sollen laut Patent Insekten-Gene eingefügt werden. Ihre Aktivität soll durch Verabreichung zusätzlicher chemischer Substanzen beeinflussbar sein. Die Firma spreche, sagen die Patentgegner, von einem „Gen-Schalter“.
Einspruch gegen die Patent hatten die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt, Cruelty Free International, der Deutsche Tierschutzbund, das Gen-ethische Netzwerk (GeN), die Gesellschaft für ökologische Forschung, das Jane Goodall Institut (Deutschland), Kein Patent auf Leben!, der Bundesverband Menschen für Tierrechte, Pro Wildlife, die Schweizer Allianz Gentechfrei (SAG), der Schweizer Tierschutz (STS), TASSO, Testbiotech und die Wild Chimpanzee Foundation Deutschland (WCF) eingelegt. Unterstützt wurden sie von rund 14.000 Einzelpersonen.
Jane Goodall lobt Entscheidung des EPA als „weise“
„Ich begrüße die Entscheidung des EPA, zwei Patente auf gentechnisch veränderte Schimpansen aus ethischen Gründen zu widerrufen. Schimpansen sind unsere nächsten Verwandten, die 98.6 Prozent der Zusammensetzung unseres Erbgutes mit uns teilen. Alle, die verstanden haben, dass die gentechnische Veränderung dieser Affen und anderer empfindungsfähiger Tiere nicht akzeptabel ist, werden dieses Urteil begrüßen“, sagt Dr. Jane Goodall, weltweit bekannte und angesehene Verhaltensforscherin, Gründerin des gleichnamigen Jane Goodall Instituts und UN-Friedensbotschafterin. Goodall weiter: „Das EPA hat hier eine weise und verantwortungsvolle Entscheidung getroffen, die ein klares Signal an alle WissenschaftlerInnen aussendet, die leidensfähige Tiere nur als ein Werkzeug der Forschung sehen.“
Die aktuelle Entscheidung könnte tatsächlich zu einem Wendepunkt führen. Bereits seit 1992 ist die Patentierung von Tieren in Europa heftig umstritten. Damals wurde in Europa erstmals ein Patent auf gentechnisch veränderte Säugetiere erteilt: das Patent auf die sogenannte ‚Krebsmaus‘. Seitdem wurden vom EPA tausende ähnlicher Patente erteilt, meist auf Versuchstiere, zum Teil aber auch auf landwirtschaftlich genutzte Tiere wie Rinder und Schweine.
Die Patentierung von Versuchstieren ist zwar nicht völlig verboten, sollte aber jetzt auf wenige Ausnahmefälle eingeschränkt sein, hofft das Bündnis. „Mit diesem Urteil sollten wenigstens Patente auf landwirtschaftlich genutzte Tiere wie Kühe und Schweine der Vergangenheit angehören, da hier keinerlei medizinischer Nutzen zu erwarten ist“, fordert daher Gudula Madsen vom Gen-ethischen Netzwerk.
ChT/red