Pilze und Bakterien könnten Müllproblem lösen
Pilze und Bakterien könnten Müllproblem lösen
spiegel.de: Forscher haben in den Alpen und in Grönland plastikfressende Mikroben entdeckt, die auch bei niedrigen Temperaturen aktiv sind – das könnte sie für einen Einsatz in der Industrie interessant machen.
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Auf der Welt gibt es viel Plastik – leere Trinkflaschen liegen etwa an Stränden, Essensverpackungen im Wald; die Verschmutzung der Umwelt mit Plastik ist enorm. Organismen, die Plastik verdauen können, könnten eine Lösung im Umgang mit dem Plastikproblem sein, inzwischen sind sie auch ein großes Geschäft. Doch bisher gab es ein Problem: Mehrere Mikroorganismen, die Plastik zersetzen können, funktionieren in der Regel bei Temperaturen über 30 Grad Celsius. Für eine industrielle Nutzung ist das schwierig, denn Energie ist teuer, der Prozess nicht sicher klimaneutral. Nun stellen Forschende jedoch eine Methode vor, bei der die Mikroben auch bei niedrigeren Temperaturen arbeiten. Veröffentlicht wurde die Untersuchung im Fachblatt »Frontiers in Microbiology«.
Gesucht haben die Forschenden nach den Organismen dort, wo es vergleichsweise kalt ist: in den hoch gelegenen Alpen und in Polarregionen. »Wir zeigen hier, dass neuartige mikrobielle Taxa aus der ›Plastisphäre‹ alpiner und arktischer Böden in der Lage waren, biologisch abbaubare Kunststoffe bei 15 Grad Celsius abzubauen«, sagte Erstautor Joel Rüthi einer Mitteilung zufolge. »Diese Organismen könnten dazu beitragen, die Kosten und die Umweltbelastung eines enzymatischen Recyclingprozesses für Kunststoffe zu reduzieren.«
Die Wissenschaftler haben 19 Bakterienstämme und 15 Pilzarten in Grönland, Spitzbergen und der Schweiz untersucht. Gefunden haben sie diese entweder auf Plastik, das in der Umwelt lag, oder auf solchem, das absichtlich vergraben wurde und ein Jahr im Boden geblieben war. Im Labor ließen die Forschenden die isolierten Mikroben bei 15 Grad Celsius im Dunkeln wachsen, heißt es.
Im Anschluss daran gingen die Tests demnach weiter: Die Forschenden untersuchten die einzelnen Stämme auf ihre Fähigkeit, sterile Proben von biologisch nicht abbaubarem Polyethylen (PE) und biologisch abbaubarem Polyester-Polyurethan (PUR) sowie zwei handelsübliche biologisch abbaubare Mischungen aus Polybutylenadipat-Terephthalat (PBAT) und Polymilchsäure (PLA) zu verdauen.
Das Ergebnis:
- PE konnte keiner der Stämme verdauen, auch nicht nach längerer Zeit.
- 19 der Stämme – 56 Prozent –, darunter elf Pilze und acht Bakterien, konnten PBAT und PLA verdauen. Weitere Tests bestätigten, dass die Stämme PBAT- und PLA-Polymere in kleinere Moleküle zerlegen konnten.
- Zwei noch nicht charakterisierte Pilzarten der Gattungen Neodevriesia und Lachnellula schnitten am besten ab: Sie konnten außer PE alle getesteten Kunststoffe abbauen.
»Es war für uns sehr überraschend, dass ein großer Teil der getesteten Stämme in der Lage war, mindestens einen der getesteten Kunststoffe abzubauen«, sagte Rüthi… weiterlesen