Polit-Camouflage um AKW-Laufzeit

Polit-Camouflage um AKW-Laufzeit
Wortschöpfer sind gefragt unter jenen, die durchsetzen wollen, was eigentlich niemand will: Wie einst die Marktschreier, die Kundinnen und Kunden Waren unterjubelten, die diese weder brauchten noch wollten, verschleiern die Sprachakrobaten unter den Volksvertretern ihr Anliegen, um es möglichst geräuschlos durchzuboxen.
Das nennen sie dann Realpolitik.
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Tarnen und Täuschen statt Transparenz
Erste Kunst in aktuellen Parlamentsdebatten, so scheint es, ist die Verschleierung. Die Protagonisten dieser Täuschungskunst verkaufen dem Wahlvolk als nicht anders regelbar, wenn sie einst hehre Überzeugungen nun doch über Bord werfen. Kaum anders ist der Schwenk des Bundesenergieministers zu bewerten, über den der Spiegel berichtet: „Habeck schließt längeren AKW-Betrieb nicht aus“ schreibt das Magazin und meint damit, dass der oberste Wirtschaftslobbyist in der Regierung mit seinem Verweis auf einen neuen Stresstest die Debatte um die Verlängerung der Kernkraftnutzung im Land verzögert.
So kann er es vermeiden, offen Farbe zu bekennen.
Die Kreation eines „Sonderszenarios“ soll vor allem erst einmal die Gemüter der – noch – standhaften Mahner vor der hochgefährlichen Technologie besänftigen.
Weil die einst strikten Atomgegner aber genau wissen, dass viele Skeptiker einer solchen Windfähnchen-Politik auch in den eigenen Reihen sitzen, rufen sie sogleich ihre Sprachpolizei in Bereitschaft. „Die Bundesgeschäftsstelle der Grünen gibt einem Medienbericht zufolge eine interne Sprachregelung für die AKW-Debatte aus“, notiert ebenfalls der Spiegel. Die Quelle für die Behauptung fanden die Journalisten bei den Kolleginnen und Kollegen der Welt. Die erklären, „wie die Bundesgeschäftsstelle die Untergliederungen der Partei kommunikativ für den Gegenwind wappnen will“.
Tarnen und Täuschen: Immer mehr scheinen sich in diesen traurig-tragischen Zeiten die Methoden der Politiker und Militärs anzugleichen. Schule darf das keinesfalls machen! Demokratie verlangt Transparenz. Die sieht anders aus.
Gerd Pfitzenmaier