Rechenzentren: die unterschätzte Klimagefahr
Rechenzentren: die unterschätzte Klimagefahr
Das Öko-Institut hat gemeinsam mit Projektpartnern eine Methode entwickelt, mit der sie die Effizienz und den CO2-Fußabdruck von Rechenzentren einheitlich berechnen können. Erstmals erfolgte dabei die Berechnungen mit realen Zahlen aus Rechenzentren im laufenden Betrieb.
Die neue Methode ist nach Auffassung der Wissenschaftlerinnen und wissenschaftler wichtig. Denn die energieintensiven Datenumschlagsplätze müssen immer noch nicht verbindlich über ihre Energiebilanzen berichten.
Durch die Messung in Rechenzentren wurde, schreibt das Öko-Institut in einer Pressemeldung, die Methode in der Praxis angewendet und als Beispiele folgende CO2-Fußabdrücke ermittelt:
- Eine Stunde Videostreaming verursacht im Rechenzentrum 1,45 Gramm CO₂-Äquivalente.
- Online-Speicher benötigen für ein Terabyte Speicherplatz pro Jahr 100 bis 150 Kilogramm CO2 und
- ein Office-Arbeitsplatz in der Cloud führt zu Treibhausgasemissionen in Höhe von 59 Kilogramm pro Jahr.
Einheitliche Energiebilanzierung in der EU
Das Umweltbundesamt hatte das Forschungsprojekt „Green Cloud-Computing“ beauftragt, dessen Ergebnisse Bundesumweltministerin Svenja Schulze vorgestellt hat. Die einheitliche Energiebilanzierung von europäischen Rechenzentren wird bewusst während der EU-Ratspräsidentschaft Deutschlands thematisiert. Klimaschutz und Digitalisierung gelten als deren Schwerpunkte.
Die Digitalisierung treibt die Anzahl und die Kapazitäten von Rechenzentren in die Höhe: Schätzungen gehen von einem jährlichen Wachstum von 20 bis 30 Prozent aus. „Deshalb müssen wir jetzt handeln. Damit wir einen Überblick über die Klimawirkungen von digitalen Dienstleistungen gewinnen. Aber auch, damit kein Versorgungsengpass entsteht“, sagt Senior Researcher Jens Gröger, der die Studie für das Öko-Institut durchgeführt hat. „Momentan fliegen digitale Dienste noch unter dem Radar, während andere energieintensive Industrien zum Beispiel schon dem CO2-Emmissionshandel unterliegen.“
CO2-Fußabdruck pro Serviceeinheit
Entscheidend ist, dass Rechenzentren und Cloud-Dienstleister eine Berichtspflicht in Form eines Energieausweises auferlegt bekommen. Mit den Daten kann der CO2-Fußabdruck pro Serviceeinheit errechnet werden. „Bei jeder verkauften Glühlampe muss inzwischen die Energieeffizienz angegeben werden. Aber wie viel Energie verbraucht die Dekodierung einer Sprachnachricht an die Alexa-Sprachbox oder ein Mailpostfach in der Cloud?“, so Gröger. Mit der Rechenmethode „Green Cloud-Computing“, die auf festen Bilanzierungsregeln beruht, könnte dies zukünftig berechnet und von allen digitalen Dienstleistungen angegeben werden.