Schluckimpfung fürs Bienenvolk
Schluckimpfung fürs Bienenvolk
FAZ: Ein Bienenstock mit Tausenden von Honigbienen bietet ein günstiges Ambiente für Krankheitserreger, sollte man meinen. Auch wenn sich die Arbeiterinnen emsig um Hygiene bemühen, so gehört „Social Distancing“ nicht zum Alltag im Bienenstock. Im Gegenteil, Bienen pflegen engen Körperkontakt und geben die Nahrung von Mund zu Mund weiter. Das birgt die Gefahr, dass sich Infektionskrankheiten rasch ausbreiten. Futtergaben können aber auch vor Erkrankung schützen, indem sie das Immunsystem der Empfänger auf Trab bringen. Wie, dass haben Wissenschaftler um Gyan Harwood von der University of Illinois in Urbana-Champaign und Heli Salmela von der Universität Helsinki erforscht.
Auch wenn Insekten ein weit weniger komplexes Immunsystem besitzen als Säugetiere, können potentiell destruktive Eindringlinge erkannt und abgewehrt werden: Mikroben werden etwa mit eigens produzierten Antibiotika attackiert, mit dem Polymer Melanin regelrecht eingekerkert oder von Fresszellen verschlungen. Die Bienenkönigin, ausschließlich für die Produktion von Nachkommen zuständig, wird vor Infektionen besonders gut geschützt. Sie erhält von den Bienen, die sie ständig umsorgen, ein milchiges Sekret aus den Futtersaft- und Mandibeldrüsen, ein sogenanntes „Gelée royale“. Die Arbeiterinnen eines Bienenvolks bekommen solches Premium-Food nur im Larvenstadium drei Tage lang verabreicht.
Wie Harwood und seine Kollegen im Journal of Experimental Biology berichten, konnten sie im Gelée royale fluoreszierende Partikeln nachweisen, die von den Bazillen stammten. Bienen, die Faulbrut-Erreger geschluckt hatten, schleusen offenbar Fragmente davon in ihr nahrhaftes Drüsensekret. Empfänger solcher Futtergaben, die vermutlich wie eine Schluckimpfung wirken, ist unter anderem die Königin. Auf diese Weise impft sie möglicherweise ihre Eier und immunisiert schon früh den Bienennachwuchs. Weiterlesen…