So wirken sich Waldbrände aufs Klima aus

So wirken sich Waldbrände aufs Klima aus
Foto: Gerd Altmann/Pixabay CC/PublicDomain

So wirken sich Waldbrände aufs Klima aus

rnd.de: Grob ist der Teufelskreis klar: Waldbrände befeuern die Klimakrise, die umgekehrt wieder die Bedingungen für Waldbrände begünstigt. Doch was das genau für das Klima, Menschen und Tiere bedeutet – dazu gibt es noch viele offene Fragen.

Das Feuer hielt die ganze Region in Atem. 700 Hektar in Flammen. Die Feuerwehr, die tagelang unter schwersten Bedingungen kämpfte. Wind, der die Flammen immer wieder anfachte. Doch so schlimm die Situation im brandenburgischen Jüterbog Anfang Juni für die Betroffenen auch war: Das Feuer auf dem ehemaligen Militärgelände war nur eines von zahlreichen Waldbränden, die zeitgleich auf dem ganzen Globus loderten. Und im Vergleich – ein ziemlich kleines. Allein im Westen Kanadas sind bis Anfang Juni mehr als eine Million Hektar Land abgebrannt.

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Die Projektionen sind eindeutig. Das Risiko von und die Folgen durch Waldbrände werden, je weiter sich die Erde erhitzt, schlimmer werden. Längst ist eine unheilvolle Entwicklung in Gang gesetzt: Mehr Waldbrände führen zu mehr Klimaerwärmung, führen zu mehr Waldbränden. Das klingt einfach, aber im Detail stehen Klimaforscherinnen und -forscher noch vor zahlreichen Fragen. Denn Waldbrände lassen sich nur schwer vorhersagen. Sie basieren, erklärt die Klimaforscherin Joëlle Gergis in „Das Klima-Buch“, auf einer „komplexen Wechselwirkung zwischen Klima, Wetter, Landschaft und ökologischen Prozessen“. Das bedeute aber auch: Sie könnten das Klima in einer „unerwarteten“ Weise beeinflussen, die derzeit noch nicht in den Klimamodellen erfasst werde.

Dabei wird die Frage jedoch mit jedem Jahr dringlicher. Ob in Kanada, Portugal oder Brandenburg: Welche Folgen hat es, wenn Jahr für Jahr große Flächen Wald in Flammen stehen? Was bedeutet das für das Klima? Für Menschen, Tiere, Pflanzen?

Auswirkungen bis in die Stratosphäre

„Waldbrände wie in Brandenburg richten am Boden natürlich großen Schaden an“, sagt die Klimaforscherin Andrea Steiner. Sie beeinträchtigen die Gesundheit von Menschen, zerstören Wälder und Infrastruktur. „Aber in der Stratosphäre sind noch weitreichendere Auswirkungen zu beobachten.“ Diese sind es, für die sich Steiner vor allem interessiert. Denn während die direkte Zerstörung durch einen Waldbrand ganz offensichtlich ins Auge fällt, sind die indirekten Folgen deutlich schwieriger zu erfassen. Ein Beispiel dafür ist, was in der Atmosphäre passiert.

Wenn wie 2019/2020 in Australien gigantische Feuer auf der Erde lodern, dann ist das bis in den Himmel hinauf spürbar. So konnten Steiner und ihre Kollegen vom Wegener Center für Klima und Globalen Wandel der Universität Graz in „Scientific Reports“ zeigen: Die Rauchpartikel und Aerosole des australischen Feuers gelangten über die enormen Rauchwolken bis in eine Höhe von 30 Kilometern. Dort können sie Monate oder gar Jahre bleiben und sich global verteilen. Außerdem sorgten sie dafür, dass sich die Stratosphäre kurzfristig sehr stark (um bis zu 10 Grad) und über Monate im Mittel um 3,5 Grad erwärmte. „Nach einer Weile kühlt sich das aber wieder ab und normalisiert sich“, sagt Steiner. Die Aerosole hingegen können sich längerfristig anreichern.

Kühler am Boden? Wärmer in der Atmosphäre?

So ändert sich nicht nur die Temperatur der Stratosphäre, sondern auch ihre chemische Zusammensetzung – mit unerwünschten Folgen. Die Waldbrände in Australien waren auch dafür verantwortlich, dass die schützende Ozonschicht über Teilen der südlichen Hemisphäre geschrumpft ist, berichteten Forschende im März in „Nature“. „Dabei ist zerstört worden, was etwa zehn Jahren Erholung der Ozonschicht entsprach“, erklärt Steiner. Es gibt aber viele verschiedene chemische Substanzen, die mit dem Rauch der Waldbrände in die Stratosphäre gelangen. „Und eigentlich weiß man nicht genau, was sich da sonst noch alles tut.“

Etwas weiter unten jedoch könnten die Rauchaerosole der australischen Feuer dafür durch eine Kette komplexer Wechselwirkungen eine kühlende La-Niña-Episode ausgelöst haben, wie Forschende in „Science Advances“ berichteten. „Tatsächlich tragen Ruß- und Aschewolken von Waldbränden am Boden kurzfristig zu einer Kühlung bei, in den oberen Schichten zu einer Erwärmung“, sagt Steiner. Das zeigt, wie vielschichtig ihre Folgen sein können… weiterlesen

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