Solarstrom für den Drogen-Boom

Solarstrom für den Drogen-Boom
Schlafmohn Foto: PixabayCC/PublicDomain

Solarstrom für den Drogen-Boom

wiwo.de: Erneuerbare Energien sind für Afghanistans Opiumbauern ein wahrer Segen, und das auch noch ganz ohne staatliche Förderung. Das zeigen aktuelle Satellitenbilder. Dennoch bekommen die Landwirte nun Probleme. „Wirtschaft von oben“ ist eine Kooperation mit LiveEO.

Was den Umstieg auf erneuerbaren Strom angeht, sind einfache afghanische Bauern der hoch entwickelten deutschen Industrie um einiges voraus. Billige Sonnenenergie und mit ihr betriebene elektrische Wasserpumpen haben in Afghanistan in den vergangenen Jahren einen regelrechten Boom der Landwirtschaft ausgelöst – vor allem in der Opiumanbauregion Helmand. Das belegen neueste Satellitenaufnahmen von LiveEO.

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Seit 2016 haben die Bauern mehr und mehr karges Wüstenland in fruchtbare Ackerfläche verwandelt, unter anderem für die Produktion von Schlafmohn, der Opiumpflanze. Helmland ist heute laut den Vereinten Nationen für mehr als drei Viertel des afghanischen Opiumanbaus verantwortlich und für etwa zwei Drittel der illegalen weltweiten Produktion. Opium ist die Grundlage für die harte und extrem abhängig machende Droge Heroin.

Zwar haben die radikalislamischen Taliban, die seit dem Abzug der westlichen Truppen wieder die Macht im Land übernommen haben, erst Anfang April den Anbau von Schlafmohn und dessen Handel unter Strafe gestellt. Sie ächten die Produktion von Drogen vor allem aus religiösen Gründen. Doch viele Bauern sind auf das Einkommen aus den berauschenden Pflanzen angewiesen

Einer Untersuchung des Büros für Drogen und Kriminalität der Vereinten Nationen zufolge erwirtschaftete die afghanische Opium-Ökonomie im vergangenen Jahr immerhin bis zu 2,7 Milliarden Dollar. Das entspricht bis zu 14 Prozent des Bruttoinlandsproduktes des Landes. Entsprechend groß sind auch die Zweifel einiger Beobachter daran, wie ernst es die Taliban mit ihrem Verbot am Ende nehmen werden, wie hart sie es durchsetzen.

Beflügelt hat den Boom der vergangenen Jahre das Aufkommen billiger meist in China hergestellter Solarzellen, die die Pumpen für die Bewässerung der Äcker antreiben. Die Satellitenbilder zeigen westlich des Städtchens Balocan, wie seit 2016 unzählige neue Ackerflächen entstanden sind – immer weiter entfernt vom Fluss Helmand, nach dem die Provinz benannt ist. Bisher erstreckten sich die Nutzflächen vor allem am Ufer des Flusses entlang, sowie an seinen Nebenflüssen. Rund um Balocan ist der UN zufolge der Opiumanbau mit mehr als 10.000 Hektar zurzeit besonders ausgeprägt.

Am Zufluss Musquara im Norden von Helmand, liegt ein weiterer Hotspot. Die Bilder zeigen, dass auch hier große Flächen hinzu gekommen sind. Dem britischen Sozio-Ökonomen David Mansfield zufolge, der den Opium-Anbau in Afghanistan unter anderem für die Europäische Union untersucht hat, gab es 2016 im Land rund 14.000 solarbetriebene Wasserlöcher. 2019 waren es bereits 67.000… weiterlesen

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