Starkregenprognose aus den Eifelmaaren

Starkregenprognose aus den Eifelmaaren
Schalkenmehrener Maar Foto: Wolkenkratzer Wikimedia (CC BY-SA 4.0)

Starkregenprognose aus den Eifelmaaren

Was haben die Fluten im Kreis Ahrweiler mit den Eifelmaaren zu tun? Bad Neuenahr/Ahrweiler ist weniger als 100 Kilometer von den Vulkanseen der Eifel entfernt. Ob und wenn ja, welchen Zusammenhang es geben könnte, haben Forschende der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz und des Max-Planck-Instituts für Chemie untersucht und sind fündig geworden. Die Ergebnisse sind jetzt im Fachmagazin „Nature Geoscience“ veröffentlicht worden.

Untersucht wurden Sedimentbohrkerne aus Maarseen und Trockenmaaren der Vulkaneifel nach Hinweisen, wie sich das Klima in Mitteleuropa während der letzten 60.000 Jahre veränderte. In diesem Zeitraum war das Erdklima starken Schwankungen ausgesetzt, die sich etwa im Wechsel von Eis- und Warmzeiten bemerkbar machten. In den Eiszeiten folgten zudem besonders kalte und etwas wärmere Phasen aufeinander. In eine solche wärmere Periode einer Eiszeit fällt auch der gegenwärtige, klimatisch ungewöhnlich stabile Zeitabschnitt des Holozäns (ca. 11.000 Jahre). Doch offenkundig beendet die Menschheit gerade diese beständige Phase vor allem durch den Ausstoß von Treibausgasen, heißt es in der Studie.

Die Analysen der Sedimentbohrkerne aus den Eifelmaaren zeigen, wie sich der Klimawandel in Mitteleuropa auswirken könnte. Insbesondere an den Sedimenten des Trockenmaars von Auel konnten die Forschenden nachvollziehen, dass Änderungen des nordatlantischen Strömungssystems, zu dem auch der Golfstrom gehört, das Klima in Mitteleuropa unmittelbar beeinflusst haben. „Die Daten der Sedimentbohrkerne aus den Eifelmaaren zeigen dabei, dass es in wärmeren Phasen stärkere Klimaschwankungen mit mehr Variabilität in der Temperatur und der Niederschlagsmenge sowie mehr Extremereignisse gab“, sagt Prof. Sirocko.

Vielsagende Ablagerungen: Die obersten zwei Meter des Bohrkerns aus dem Schalkenmehrener Maar offenbaren die letzten 1000 Jahre Klimageschichte. In dieser Zeit gab es mehr als 30 Mal Hochwasser. Laut einer aktuellen Studie Mainzer Klimawissenschaftler ist damit in der Zukunft noch öfter zu rechnen © Frank Sirocko, JGU Mainz

Die Forschenden fanden außerdem heraus, dass in den Warmzeiten kurze Phasen von wenigen Dekaden zusätzlicher Erwärmung und sogar Jahre mit extremen Klima- und Wetterereignissen wie Starkregen, der alle 20 bis 150 Jahren auftraten. In den Eiszeiten war das Klima dagegen deutlich stabiler.

„Was wir für das Klima der Eifel rekonstruiert haben, bestätigt eine häufige Beobachtung in die Klimageschichte der letzten Jahrtausende anderer Regionen der Erde, gerade der Tropen und Subtropen: Die Häufigkeit und die Intensität von Klima- und Wetterextremen nahm in wärmeren Phasen zu. Extreme traten nicht mehr nur alle hundert Jahre, sondern in viel kürzeren Abständen auf. Die beobachteten unterschiedlichen Klimabedingungen in Eis- und Warmzeiten liefern auch einen weiteren Beleg, dass die menschgemachte Erwärmung zu mehr und intensiveren Klima- und Wetterextremen führen wird“, sagt Gerald Haug, Direktor am Max-Planck-Institut für Chemie und Mitautor der Studie. „Deshalb sollte man in den besonders gefährdeten Regionen wie etwa der Eifel sorgfältig abwägen, wie Siedlungen und Infrastruktur wie Straßen oder Leitungsnetzen geplant werden.“

Die Studie zeigt auch, wie stark unser Klima vom Nordatlantik, also dem Zusammenspiel von warmem Golfstrom und kalter Luft des polaren Meereises, beeinflusst wird. Dies bestimmt die Intensität und Häufigkeit von Tiefdruckgebieten und die Lage des Jetstreams der nördlichen Hemisphäre. Kommende Veränderungen des atlantischen Strömungssystems und insbesondere der Meereisbedeckung werden sich direkt und unmittelbar auf das europäische Klima der Zukunft auswirken. (Quelle: Max-Planck-Institut)

Die Studie gibt es in „Nature Geoscience“ unter https://dx.doi.org/10.1038/s41561-021-00786-1

hjo

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