Stellenwert der Nachhaltigkeit muss weiter steigen
Stellenwert der Nachhaltigkeit muss weiter steigen
Klimafreundliche, sozial verantwortliche und gute Unternehmensführung gilt als Ziel wirklich nachhaltiger Unternehmen. Britt Bergen und Julia Arco-Valley, beide Beraterinnen bei Spencer Stuart und spezialisiert auf genau diese ESG-Themen, erläutern im Gespräch mit globalmagazin, worauf es ankommt, wenn Unternehmen den Weg zur mehr Nachhaltigkeit einschlagen wollen – vor allem brauchen die Nachhaltigkeitsverantwortlichen mehr Unterstützung von „oben“ und mehr Anerkennung für ihr Thema.
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Hat Nachhaltigkeit in Unternehmen heute wirklich jenen Stellenwert, der dem Thema angemessen ist?
Britt Bergen und Julia Arco-Valley: Die Reputation des Themas Nachhaltigkeit ist deutlich gestiegen. Dazu beigetragen haben vor allem der Druck der Endkonsumenten aber auch EU-Regularien, das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtgesetz und Reporting Standards. Dennoch hat der Umgang mit dem Thema noch nicht den Stellenwert erreicht, der ihm angemessen wäre.
Was wäre zu verbessern?
Die Verantwortlichen brauchen mehr Einfluss und Durchsetzungskraft. Teils werden dem Thema nicht genügend Ressourcen und Zeit gewidmet. Das Managementteam, aber auch das Board – falls es eines gibt – müssen dahinterstehen und die Nachhaltigkeitsverantwortlichen unterstützen, aber gleichzeitig auch genügend Mittel bereitstellen. Auch sollte das Thema breiter gedacht und angegangen werden. Wenn über Nachhaltigkeit gesprochen wird, stehen meist Umweltthemen im Vordergrund, während und das „S“ und das „G“ in ESG vernachlässigt werden.
Wie kann das erreicht werden?
Nachhaltigkeitsverantwortliche müssen in eine breitere Verantwortung kommen, die das Thema mit der Gesamtentwicklung und -strategie des Unternehmens verknüpft. Der Bezug des Themas zum Geschäftsmodell eines Unternehmens ist elementar – dafür müssen Verantwortliche das bestehende Geschäftsmodell im Kern verstehen. Nur so können sie für die künftige Ausrichtung an den richtigen Stellschrauben drehen. Für eine Verbesserung und Anerkennung des Themas intern sollten zudem KPIs genutzt werden, da diese die Verbesserungen für alle sichtbar machen.
Der Grat zwischen Nachhaltigkeit und Greenwashing ist oft schmal: (Wie) Kann er sicher begangen werden?
Es war in der Vergangenheit schwer zu durchschauen, was Unternehmen wirklich tun. Daher braucht es klare und transparente Kriterien und Standards – diesbezüglich sind wir inzwischen mit den neuen Regularien auf einem guten Weg, aber mit Blick auf Klarheit gibt es sicherlich noch Luft nach oben.
Sind die Verantwortlichen in Unternehmen hierin ausreichend vorbereitet/geschult?
Die Nachhaltigkeitsverantwortlichen sind in der Regel mehr als ausreichend geschult und bringen die erforderliche Erfahrung hierfür mit. Die Herausforderung liegt oft darin, sich mit allen Unternehmens- und Funktionsbereichen zu vernetzen. Nur wenn alle Bereiche eingebunden sind, können die Verantwortlichen Veränderungen im Unternehmen erfolgreich vorantreiben. In produzierenden Unternehmen beispielsweise spielt dabei besonders die Anbindung der Bereiche Produktion und Supply Chain eine wichtige Rolle, um Prozesse und Abläufe nachhaltiger zu gestalten.
pit