Stellschrauben zu mehr Nachhaltigkeit in der Firma finden
Stellschrauben zu mehr Nachhaltigkeit in der Firma finden
Lara Jagdmann arbeitet seit Ende 2018 bei d.vinci. Sie geht Trends im Personalmanagement auf die Spur und bereitet komplexe Recruiting-Themen wie Green HRM einfach und serviceorientiert für die d.vinci Kunden auf. Die Themen Nachhaltigkeit und Diversity liegen ihr besonders am Herzen – warum, erzählt sie im Gespräch mit globalmagazin.
Nachhaltiges Handeln setzt ein bestimmtes Bewusstsein voraus: Ist das Voraussetzung für eine Einstellung oder kann es auch ein Ziel sein, Mitarbeitende dorthin zu „lenken“?
Lara Jagdmann: Ganz klar: Man kann Mitarbeitende bis zu einem gewissen Grad lenken. Auch wir machen als Unternehmen sicherlich nicht alles richtig oder reduzieren den ökologischen Fußabdruck nicht in Gänze. Daher können wir das auch nicht von unseren Mitarbeitenden erwarten. Aber: ein gewisses Bewusstsein hierfür zu schaffen, hilft sicherlich.
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Wie geht das?
Wenn im Unternehmen die Grundhaltung stimmt und die Mission transparent und nachvollziehbar ist, können sich auch Mitarbeitende stärker hiermit identifizieren und ihr Handeln danach ausrichten. Es gibt sicherlich auch Personen, die sich vor ökologischem Handeln verschließen – da muss man als Unternehmen dann abwägen, ob das zu einem passt oder nicht.
Was bedeutet Green HR für ein und in einem Unternehmen ganz konkret?
Auch hier kommen wir wieder zum wichtigen Punkt des Bewusstseins: Es geht bei Green HRM nicht darum, jegliche unökologische Handlungen mit grünen Aktionen wettzumachen. Aber darum, Dinge zu hinterfragen und zu schauen, wo Stellschrauben gedreht werden können…
Auch hier die Nachfrage: Wie genau?
Das fängt bei kleinen Dingen wie Fairtrade-Kaffee und weniger Papier an und lässt sich durch größere Anpassungen, wie der Umstellung des Fuhrparks auf emissionsfreie Fahrzeuge noch weiter ausbauen. Auch die Einschränkung oder gar der Verzicht auf Dienstreisen und der verstärkte Fokus auf digitale Meetinglösungen können einen starken Beitrag leisten. In unserem Themengebiet rund um HR-Software achten wir beispielsweise auf das Betreiben von Servern mit Ökostrom.
Welche Abteilungen im Unternehmen müssen sich damit beschäftigen?
Grundsätzlich schadet es nicht, wenn sich alle Abteilungen beziehungsweise eine Vertreterin oder eine Vertreter der jeweiligen Abteilung mit nachhaltigem Handeln beschäftigen. Ein wichtiger Ausgangspunkt ist aber natürlich die Personalabteilung, die aufgrund ihrer Schnittstellenfunktion sehr gut Informationen streuen und Impulse setzen kann. Aber auch Positionen wie Arbeitssicherheitsbeauftragte sind in diesem Fall sehr wertvoll.
Sie beschreiben die Gefahr, dabei „Greenwashing“ zu erliegen: Wie verhindern Sie dies?
Greenwashing gänzlich zu verhindern ist schwer, da man sich theoretisch mit allem angreifbar machen kann. Setzt man sich auf der einen Seite für Blühwiesenfelder für Insekten ein und stellt Mitarbeitenden aber auf der anderen Seite Softgetränke von bekannten Marken zur Verfügung, so macht man sich angreifbar.
Das klingt nach Zwickmühle…
Trotzdem gilt: Lieber kleinere Aktionen in Angriff nehmen und sich im Team darüber freuen, als große Spenden an vermeintliche Hilfsorganisationen an die große Glocke zu hängen. Und vor allem: Aktionen umsetzen, von denen das Unternehmen überzeugt ist oder die dazu passen als auf einen Trendzug aufzuspringen. Ein agiles Mindset mit der Grundhaltung „Jeder Anfang ist ein Schritt“ kann dabei helfen.
Wer ist Zieladressat von Green HRM: vorhandene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, potenzielle Mitarbeitende, Kunden oder Unternehmenspartner?
Irgendwie alle, denn durch Green HRM schafft man sich einen wichtigen Wettbewerbsvorteil und man wird zum attraktiveren Unternehmen und Arbeitgeber. Immer mehr Bewerbende suchen nach einem Sinn in ihrer Arbeit – dabei kann nachhaltiges Handeln helfen. Und auch Kunden und Partner können sich durch Green HRM angesprochen fühlen.
(Wie genau) Drückt sich erfolgreiches Green HRM auch in Geschäftsergebnissen aus?
Ich glaube, Nachhaltigkeit lässt sich schwer messen oder in Zahlen ausdrücken. Es geht wahrscheinlich eher um ein Gewissen oder eine Attraktivität die man sich durch Green HRM erschafft. Ob Nachhaltigkeit natürlich ein echter Wettbewerbsvorteil auf dem Arbeitsmarkt ist, lässt sich herausfinden, indem Bewerbungsanzahlen vor dem Einsatz von Green HRM-Maßnahmen mit der Menge danach verglichen werden. Zusätzlich könnten die Bewerbenden innerhalb des Auswahl- und des Onboardingprozesses nach ihrer Motivation und Identifikation zum Arbeitgeber befragt werden.
pit