Studie: „AKW-Streckbetrieb war unnötig und gefährlich“

Studie: „AKW-Streckbetrieb war unnötig und gefährlich“
Das Urteil fällt für Deutschlands Politik vernichtend aus „Der längere Betrieb der Atomkraftwerke war für die sichere Versorgung mit Strom nicht notwendig.“ Schlimmer noch: Die andauernde Debatte um den Weiterbetrieb der strahlenden Meiler schade dem zügigen Ausbau erneuerbarer Energienutzung. So deutlich übten kurz vor dem Ende der Atomära in Deutschland die Umweltschützer von Greenpeace und ihre Kollegen des Ökostromers Green Planet Energy bei einer Pressekonferenz Kritik am abgelaufenen Streckbetrieb der letzten deutschen AKW.
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Als Beleg für ihre Aussagen, legen sie gemeinsam mit Enervis eine Studie vor. Deren Zahlen zeigen, dass die Stromerzeugung der drei AKW zwischen November 2022 und April 2023 auf rund 12,2 Terawattstunden Strom sank. „Die ohnehin gedrosselte Stromerzeugung der Reaktoren hätte zu jeder Zeit durch verfügbare Gaskraftwerke ersetzt werden können“, sagt Studienleiter Tim Höfer. Das Ziel, durch den Weiterbetrieb der Atomkraftwerke nennenswerte Mengen an Erdgas einzusparen, habe sich somit „nur in sehr geringem Umfang“ erfüllt.
In Zahlen: Der Erdgasverbrauch nahm um 2,2 Terawattstunden ab, was rund 0,3 Prozent des deutschen Gasverbrauchs entspreche.
AKW-Betrieb führt nicht zu merklicher Strompreisminderung
Auch andere Effekte, die in der politischen Debatte um einen AKW-Weiterbetrieb vehement propagiert worden waren, spielten kaum eine Rolle: So produzierten fossile Kraftwerke angesichts des zusätzlich eingespeisten Atomstroms zwar insgesamt rund 2,4 Terawattstunden weniger Strom. Der Klimaschutzeffekt blieb dennoch marginal: Die CO2-Emissionen sanken dadurch nur um 0,2 Prozent, verglichen mit dem gesamten CO2-Ausstoß in Deutschland 2022.
Selbst das Preisargument hatte kaum eine dämpfende Wirkung. Die Strompreise gingen lediglich um 2,1 Euro/MWh im Jahr 2023 zurück und stiegen im Jahr 2022 sogar leicht um 0,2 Euro/MWh.
Anhaltende Debatte um Atomenergie bremst Ausbau der Erneuerbaren
Fortdauerndes Reden von Politikerinnen und Politikern der Union und der FDP, die sich weiter offen für eine Kernkraftnutzung einsetzen, nennt Greenpeace-Atomexperte Heinz Smital für einen Irrweg. „Unseriös und gefährlich“ nannte es Smital, denn „Atomreaktoren beinhalten hohe Risiken, die angesichts militärischer Auseinandersetzungen in Europa sogar noch steigen.“
Seine Kollegin Carolin Dähling (Green Planet Energy) stellt klar: „Wir sollten nicht länger über AKWs reden, sondern uns nun endlich und zügig dem vor uns liegenden Kraftakt widmen und den Ausbau der erneuerbaren Energien angehen.“ Dählings Fazit: „Die Studie zeigt, dass die Atommeiler überflüssig waren. Das ist eine klare Botschaft für eine sichere und saubere Energieversorgung mit Erneuerbaren in Deutschland.“
pit