Super-Alge produziert Erdöl
Super-Alge produziert Erdöl
focus.de: Der Energieträger Erdöl ist über Millionen von Jahren hauptsächlich durch die Umwandlung von Algen und anderen Kleinstlebewesen aus dem Meer entstanden. Nun wurde jedoch ein Meeresorganismus entdeckt, der schon zu Lebzeiten biologisches Erdöl erzeugen kann.
Naomi Harada, der Direktor der Japanischen Agentur für Meeres- und Erdwissenschaften und -technologien (JAMSTEC), hat gemeinsam mit seinem Team eine aufregende Entdeckung zu verzeichnen: In der Tschuktschensee, einem Teil des Nordpolarmeeres über der Beringstraße zwischen Amerika und Asien, haben die Wissenschaftler eine einzellige Meeresalge entdeckt, die ihr eigenes Erdöl produziert.
Die einzellige Alge gehört zur Art Dicrateria rotunda und wurde in Wasserproben aus der Tschuktschensee gefunden. Bereits bei den ersten Untersuchungen der Alge fiel den japanischen Wissenschaftlern auf, dass der Einzeller auch mit Öl gefüllte Hohlräume besitzt. Bei einer Untersuchung der Zusammensetzung dieses Öls zeigte sich, dass das Öl aus „linearen, gesättigten Kohlenwasserstoffen (n-Alkane)“ besteht. Das Besondere daran: Die geradkettigen Alkane waren in allen Kettenlängen von zehn bis 38 Kohlenstoffatomen in der Alge vorhanden – alle Alkane also, aus denen Erdöl und auch gängige Kraftstoffe wie Benzin und Diesel bestehen.
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„Diese Eigenschaft von D. rotunda ist bemerkenswert, da bisher noch kein Organismus mit einer ähnlichen Fähigkeit beschrieben wurde“, erklären die Wissenschaftler in Ihrer Untersuchung, die auf dem Wissenschaftsportal Nature veröffentlicht wurde. Laut den Wissenschaftlern können auch zehn andere Arten der Gattung Dicrateria das biologische Erdöl produzieren.
Ob die Algen der Gattung Dicrateria, die im Atlantik und Pazifik auch bis in mittleren Breitengraden vorkommen, dem Verbrennungsmotor eine neue Chance geben könnten, ist allerdings noch unklar. Die Wissenschaftler schreiben zwar, dass die einzigartige Fähigkeit dieser Algen zur „Entwicklung eines neuen Ansatzes für die Biosynthese von n-Alkanen beitragen“ könne – allerdings seien noch weitere Untersuchungen erforderlich um das einschätzen zu können.
Schon jetzt ist allerdings klar, dass die Menge an Erdöl, die die Algen erzeugen (können) von den Umweltfaktoren abhängig ist. Experimente der japanischen Wissenschaftler haben ergeben, dass die Algen bei Licht und genügend Nährstoffen im Wasser weniger Erdöl produzieren – zwischen 12,5 und 79,4 Nanogramm Öl pro Milligramm Trockenmasse der Algen. In der Dunkelheit und bei einem Mangel an Stickstoff steigt die Ölproduktion jedoch an: Um das 5,6-fache im Dunkeln und um das 48-fache bei Stickstoffmangel… weiterlesen