Utopien – Rezepte für die Zukunft?

Utopien – Rezepte für die Zukunft?
Screenshot ZDF Video

Utopien – Rezepte für die Zukunft?

In seinem letzten ZDF-Talk hatte Richard David Precht den Sozialpsychologen und Bestsellerautor Prof. Harald Welzer zu Gast. In dem Gespräch ging es um Visionen für eine Gesellschaft im Umbruch, um Wege zu einer sozialen und nachhaltigen Wirtschaft. 

Im ZDF-Text zur Sendung werden unter anderem zwei Punkte herausgestellt:

Fragile Gesellschaft

„Das Jahr 2020 hat gelehrt, wie fragil die Menschheit sein kann. Zur Sorge um Arbeitsplätze, um Sicherheit und Klima kam die Angst vor der tödlichen Pandemie hinzu. War früher alles besser und übersichtlicher? Viele sehnen sich zurück in die Aufbruchstimmung der 1950er und 1960er Jahre oder entwickeln überhaupt keine Zukunftsvisionen mehr. Was, so fragt Richard David Precht, hat das für Konsequenzen für eine Gesellschaft, die ohnehin schon ihren inneren Zusammenhalt einzubüßen beginnt?“

Keine Utopie durch Technik

„Kommt aus dem Silicon Valley die Rettung? Sicher nicht, sagen Welzer und Precht. […] Welzer sieht im Technik-Optimismus des Silicon Valley, wo man von der Eroberung des Weltalls träumt, statt sich um die irdischen Probleme zu kümmern, ohnehin eher einen Rückschritt in die 1950er Jahre. Technik allein helfe nicht weiter. Es müsse daher bei allem utopischen Denken, so Precht, immer vom Menschen, seinen vielfältigen Bedürfnissen und Beziehungen auszugehen sein. Nur so könnten Utopien hilfreich für die Zukunft sein.“ (Quelle: ZDF)

Hier ein Zitat aus dem im Film angesprochene Buch „Alles könnte anders sein“ von Harald Welzer:

Heute glaubt niemand mehr, dass es unseren Kindern mal besser gehen wird. Muss das so sein? Muss es nicht! Der Soziologe und erprobte Zukunftsarchitekt Harald Welzer entwirft uns eine gute, eine mögliche Zukunft.

„Die paradoxe Lage, in der wir uns befinden und über die ich mir seit Jahren den Kopf zerbreche, sieht so aus: Wir können als Bewohnerinnen und Bewohner der Moderne auf eine – vielfältig gebrochene und oft ambivalente, aber doch – atem-beraubende Geschichte humanen Fortschritts zurückblicken und einen zivilisatorischen Standard in Sachen Freiheit, Teil-habe, Sicherheit und Wohlstand genießen, der historisch bei-spiellos ist. Aber der Stoffwechsel, auf dem dieser Fortschritt beruht, ist nicht fortsetzbar im 21. Jahrhundert, dazu ist er – für das Erdsystem, das Klima, die Biosphäre, die Meere, viele Menschen – zu zerstörerisch. Darüber gibt es eine Unmenge von Studien, Büchern, Filmen. Wir haben keinen Mangel an Wissen über den Zustand der Welt, aber Mangel an Willen, diesen Zustand zu verbessern. Aus meiner Sicht gibt es eine Verantwortung, die idealistisch betrachtet für alle Mitglieder einer solchen Gesellschaft gilt, eine Art minimalistischer kate-gorischer Imperativ: Du musst helfen, diesen zivilisatorischen Standard zu bewahren.“

Harald Welzer
Alles könnte anders sein
Eine Gesellschaftsutopie für freie Menschen
320 Seiten
ISBN: 978-3-596-70348-7
12,00 €
FISCHER Taschenbuch

Und jetzt auch noch ein Zitat aus dem Buch „Künstliche Intelligenz und der Sinn des Lebens“ von Richard David Precht:

Precht beschäftigt sich mit den wichtigsten Fragen rund um das Thema „Künstliche Intelligenz“ – und bezieht dabei auch die tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen durch die aktuelle Krise mit ein.

„Mehr als ein ganzes Jahrzehnt fürchteten sich die Menschen der westlichen Welt mehr vor Computerviren als vor „echten“ Viren, vor ihrem virtuellen Identitätsverlust durch versehentliche Löschung als vor Auslöschung. Welcher Jugendliche dachte bei Viren noch an seine Gesundheit? […] Kein Zweifel: Das Virus weckt die Welt aus ihrem technotopischen Schlummer. Die Wirklichkeit ist nicht digital. […] Denn das erwachen aus dem technotopischen Schlummer, die Rückkehr der Biologie im Zeichen des Virus, zeigt: Kurven, die nach unten gehen, können Hoffnung geben, fallende Raten Zuversicht. Expansion ist kein Wert an sich, Entschleunigung kann die Sicherheit erhöhen, Resonanz ist nicht Reichweite oder Erreichbarkeit, Künstliche Intelligenz sagt niemandem, was zu tun ist, und digitales Gerät schützt nicht vor existenziellen Lebensrisiken.“

Richard David Precht
Künstliche Intelligenz und der Sinn des Lebens
Ein Essay
256 Seiten
ISBN: 978-3-442-31561-1
20,00 €
Goldmann Verlag

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