Was Wiederaufforstung bringt – und was nicht
Was Wiederaufforstung bringt – und was nicht
FAZ: Das Gewissen lässt sich schnell beruhigen. Wer heutzutage einen Flug bucht, kann als Ausgleich einfach Geld zur Aufforstung von Wäldern dazukaufen. Damit wird, so die Idee, die Kohlendioxid-Schuld, die man sich mit dem Flug aufgehalst hat, mit lebendigen Bäumen ausgeglichen. Sie sollen das klimaschädliche Gas wieder aus der Atmosphäre ziehen. Es kursiert sogar die These, dass die jungen, nachwachsenden Bäume wegen ihres schnellen Holzwachstums mehr Kohlenstoff binden, als es die alten Bäume getan hätten. Es ist ein grüner Ablasshandel, aber er hat einige Tücken.
Denn ganz so einfach ist die Rechnung nicht, wie eine neue Studie im Fachjournal „PNAS“ zeigt. Für diese hat ein Forscherteam um Maria Mills von der Universität Leicester mit zwei verschiedenen Methoden gemessen, wie viele Klimagase von abgeholzten Flächen in den zehn Jahren nach der Abholzung von Boden und den Gewächsen abgesondert werden – und wie viel aufgenommen wird. Es wurde auch berücksichtigt, wie viel Kohlenstoff durch die das Totholz zersetzenden Mikroorganismen aufgenommen und abgegeben wird.
Die Wissenschaftler führten die Messungen über sieben Jahre hinweg an elf abgeholzten Flächen in Malaysia durch: Manche von ihnen waren massiv, andere nur zum Teil gerodet worden. Das Ergebnis: Alle Flächen waren über mindestens ein Jahrzehnt hinweg eine Nettokohlenstoffquelle. An 99 Prozent der insgesamt 455 Messtage sonderten sie mehr Kohlenstoff ab, als sie aus der Atmosphäre aufnahmen. Das schlechte Gewissen wegen einer Flugreise mag sich also mit dem Ablasshandel des Aufforstens leicht beruhigen lassen. Ein Blick auf die Faktenlage aber zeigt: Bäumepflanzen hilft kurzfristig nicht gegen den Klimawandel. Weiterlesen…